Gerade betreibt das FUNK-Format „Die Frage“ wieder aktiv frauenverachtende Propaganda. In einem Beitrag über eine körperlich beeinträchtigte Frau, die für Sex bezahlt, wird die Frage aufgeworfen:
BRAUCHT ES EIN RECHT AUF SEX?
Dazu habe ich als Frau mit Prostitutionserfahrung und als Aktivistin für Frauen- und Mädchenrechte folgendes zu sagen:
Nein, es gibt kein Recht auf Sex.
Es gibt ein Recht auf Leben, Sicherheit, Essen, Wohnen.
Aber Sex ist kein Grundrecht. Denn davon, keinen Sex zu haben, ist noch niemand gestorben.
Was es gibt, das ist: ein Recht auf die eigene Sexualität.
Aber es gibt eben kein Recht, dafür jemanden zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Sex haben zu wollen, ist ein WUNSCH, kein Recht. Denn RECHTE sind EINKLAGBAR.
Wollen wir das haben, dass Menschen Sex einklagen können? Denn wenn es ein RECHT AUF SEX gibt, würde das ja für alle Menschen gelten. Und ein jeder Mensch könnte dann vor Gericht ziehen und sagen: „Mir wird Unrecht getan, denn ich habe keinen Sex. Sorgen Sie dafür, dass jemand kommt und mit mir Sex hat, denn ich habe ein RECHT darauf.“
Was würde das in der Realität bedeuten?
Es ist absurd, dass für das geforderte „Recht auf Sex“ eine beeinträchtigte FRAU herangezogen wird. Denn die meisten Menschen, die für Sex bezahlen (und damit Zwangsprostitution, Frauenhandel und ein Weltbild befördern, in dem Frauen Objekte und Ware sind) sind MÄNNER.
Es sind MÄNNER, die in patriarchalen Gesellschaften schon immer glauben, sie hätten ein Recht auf Sex: auf Sex mit ihren Ehefrauen, weil es schließlich eheliche Pflichten gibt, auf Sex mit Prostituierten, weil sie ja schließlich bezahlt haben, auf Sex mit Frauen die zu kurze Röcke tragen, weil die ja schließlich „provoziert“ haben.
Die Vorstellung des „Rechts auf Sex“ ist zutiefst frauenfeindlich. Sie bedeutet in der Realität: Vergewaltigung.
Die Idee des „Rechts auf Sex“ existiert bereits, sie ist gewalttätig und misogyn. Sie verursacht hunderttausendfaches Leid auf dieser Welt, täglich. Wenn wir dieses „Recht auf Sex“ gesetzlich verankern, was bedeutet das dann in der Realität?
Es gibt Männer, mit denen will keine Sex haben. Wenn diese Männer das Recht hätten, Sex einzuklagen – wen, liebe Die-Frage-RedakteurInnen, wollt ihr dann zwingen, diesen Männern zur Verfügung zu stehen? Denn irgendwer wird gezwungen werden müssen, wenn es das RECHT darauf gibt, aber keine will.
Findet ihr diesen Gedanken jetzt immer noch progressiv? Oder kommen da so kleine, zärtliche Mittelaltervibes hoch?