Warum ich nicht verzeihe

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Manchmal, wenn ich über meine Geschichte spreche, über all die sexuelle Gewalt, die ich in meiner Kindheit und auch in der Prostitution erlebt habe, kommen Menschen auf mich zu und meinen, mir gute Ratschläge geben zu müssen. Aber Ratschläge sind manchmal auch Schläge. Vor allem, wenn der Ratschlag lautet: „Du musst den Tätern verzeihen, dann wird es Dir besser gehen.“

Ich könnte kotzen, wenn ich das höre.

Denn ich verzeihe nicht. Ich bin nicht Buddha. Man komme mir nicht mit solchem Unsinn. Ich hatte mal eine Psychologin, die war so dermaßen auf dem Esoteriktrip, dass sie mir sagte: „Eigentlich können Sie Ihrem Stiefvater und all ihren Freiern und Zuhältern dankbar sein, dass die Ihnen das angetan haben. Nur dadurch sind Sie der tolle Mensch geworden, der Sie jetzt sind.“

Warum kann ich so einen Mist nicht mehr hören?

Weil das die Aussagen einer Gesellschaft sind, die von Opfern nichts hören will. Von einer Gesellschaft, die nichts ändern will. Manchmal, wenn ich sage „Wie könnte ich verzeihen und Frieden haben, wenn es doch weiterhin in dieser Gesellschaft geschieht, dass Kinder missbraucht, Frauen vergewaltigt und gekauft werden?“ bekomme ich zu hören: „Ja, es geschieht noch, aber doch nicht DIR. Du kannst also beruhigt sein.“

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Was ist Abolitionismus?

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Momentan nimmt der Abolitionismus in Deutschland Fahrt auf. Immer mehr Menschen fordern in Sachen Prostitutionsgesetzgebung das Nordische Modell.

Das freut mich als Exprostituierte und Aktivistin für Frauenrechte wie Bolle.

Aber immer, wenn gerade eine Welle kommt, die die abolitionistische Bewegung größer macht, spült sie auch Menschen zu uns, die nicht verstehen, was Abolitionismus ist, sondern die einfach nur „gegen Prostitution“ sind.

Es ist wichtig, dass deutlich ist: Abolitionismus bedeutet, gegen Prostitution vorzugehen, aber niemals gegen Prostituierte.

Gerade in den letzten Tagen bekomme ich wieder massiv widerliche Kommentare. Ich stelle deswegen hier nochmal klar:

Abolitionismus bedeutet nicht:

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Prostitution & Rassismus

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Prostitution würde nicht existieren ohne Rassismus, denn es sind oftmals rassistisch diskriminierte Frauen, die in der Prostitution sind, weil ihnen wegen Diskriminierung keine anderen Optionen offenstehen. Das ist zum Beispiel häufig bei Romnja aus Rumänien so. Sie finden dort keinen Job, weil sie als “Zigeuner” benachteiligt werden. Also leben sie in Milieus extremer Armut und manchmal auch Gewalt. Sie sind “leichte Beute” für Menschenhändler, die sie nach Deutschland in die Prostitution verbringen. Manchmal sind sie auch verzweifelt genug, um mit den Menschenhändlern zusammenzuarbeiten und sich hierher verbringen zu lassen. Das nutzen deutsche Freier aus.

Prostitution ist rassistisch. Denn Frauen werden dort ganz in Nazimanier nach ihren “rassischen Eigenarten” vermarktet und verkauft. Und auch gekauft, denn die Freier erwarten rassistische Stereotype. Südamerikanerinnen haben dicke Hintern und lieben es anal. Asiatinnen sind klein, zart und devot. Osteuropäerinnen sind schön und lassen sich brav ficken und bedienen den Mann. Schwarze Frauen sind ungezügelte, wilde, unersättliche Nymphomaninnen. Das ist, was Freier kaufen wollen. Stereotype, die sie ficken können. Die Menschen, die Frauen dahinter, sind ihnen egal.

Und Prostitution führt zu Rassismus. Wer sein Leben lang als Freier im Bordell “kleine, zarte, devote Thaifrauen” gedemütigt und missbraucht hat, der wird im Job die Kollegin aus Thailand nicht mehr auf Augenhöhe wahrnehmen. Der wird in der U-Bahn die schwarze Frau mit demselben objektifizierenden, abwertenden Blick anschauen wie er sie im Bordell ansieht. Der wird Osteuropäerinnen alle für unemanzipierte Männerdienerinnen halten.

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Es war einmal…

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Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen, wie sie gerade in Deutschland geschehen ist.

Sie handelt von einem Familienvater und einer jungen Frau aus der (Zwangs-)Prostitution.

Der Familienvater heisst André. Er ist 42 Jahre alt. Er hat 9 Kinder. Mindestens eine seiner Töchter hat er versucht zu vergewaltigen. Dafür ist er auf Bewährung. Außerdem ist er HIV-positiv.

Er geht ins Bordell. Dort trifft er eine 19-jährige Frau aus Rumänien. Nennen wir sie Tabea. Er gibt ihr 50 Euro. Dann befiehlt er ihr, sie solle vor ihm niederknien und ihm einen blasen. Tabea kennt das schon, denn das wollen viele Freier. Sie kniet täglich vor Männern und bläst. Sie muss das tun, denn sie hat einen Zuhälter.

Aber dieser Freier, André, möchte, dass sie ohne Gummi bläst. Sie will das nicht. Sie möchte bitte wenigstens ein Kondom benutzen. André rastet aus und versucht, sie zu vergewaltigen. Außerdem will er Geld von ihr stehlen.

„Es war einmal…“ weiterlesen