Survival Strategies: wie vorgetäuschte Gelassenheit einem in lebensbedrohlichen Situation das Leben retten kann

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„Wie bleibst Du immer so cool?“ Ich hab erst bisschen gelacht, als ich diese Frage gesehen habe. Aber dann fiel mir auf, dass sie doch irgendwie was mit Prostitution zu tun hat. Mit dem Schlimmsten, was einem in der Prostitution passieren kann: einer lebensbedrohlichen Situation und dem Versuch, diese zu überleben.

Ich war jahrelang in der Prostitution und halte nunmehr auch schon jahrelang Vorträge über Prostitution und auch über das Nordische Modell. Ich setze mich aufs Podium, ich stelle mich den Fragen von ProstitutionsbefürworterInnen, JournalistInnen, Menschen aus dem Publikum. Und manchmal geht das nicht ohne Beleidigungen, Beschämungen und Aggressionen ab – vor allem bei Liveveranstaltungen vor Ort werde ich immer ganz schön angegriffen. Manchmal gibt es auch kleine Demos von „Sexarbeiterinnen“ und Freiern gegen meine Anwesenheit. Bei einer Veranstaltung in Berlin war diese Demo vor der Tür des Veranstaltungsortes, und ich konnte da nicht hindurchgehen, da die Gefährdungslage nicht einschätzbar war. Also musste ich, die Referentin, in irgendwelchen Hinterhöfen über Zäune klettern, um den Veranstaltungsort durch den Hinterausgang zu erreichen Uncool? Aber hallo.

Wie bleibe ich also so cool, obwohl ich bedroht und angegriffen werde?

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„Wir wollen wieder Sex!“, titelte die BILD diese Woche…

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… bezüglich des Protests von Frauen aus der Prostitution in Hamburg, und ich als Exprostituierte hab mich fast übergeben, als ich dieses Bild zugeschickt bekam. Nein, das hier ist nicht nur die übliche BILD-Widerlichkeit, die wir kennen. Das hier geht tiefer. Da kommen Erinnerungen hoch an Freier, die mich fragten:

„Na, Du hast wohl Dein Hobby zum Beruf gemacht? Merkt man.“

“Du fickst richtig gerne, oder?”

„Man, den ganzen Tag ficken, das würde ich auch machen, wenn ich könnte, stell ich mir richtig geil vor.“

„Kann ich verstehen, dass Du das tust, leicht verdientes Geld.“

„Du kriegst einfach nicht genug, oder?“

„Du bist so eine richtig geile Sau, Dir dürfte man hier überhaupt keinen Feierabend geben, das wäre Verschwendung.“

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In Erinnerung an Andrea K.

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Hier, Deutschland, das ist ein weiteres Opfer Deiner liberalen Prostitutionspolitik und der Tatsache, dass Du zu wenig tust gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. SIEH ENDLICH HIN!

Gestern hat die Polizei im Fall des Mordes an der zur Prostitution gezwungenen Andrea K. vier Menschen festgenommen. Einer davon ist ihr “Freund”, der sie zur Prostitution gezwungen hat. Ein weiterer ist ein anderer Zuhälter, an den Andrea K. vermutlich verkauft werden sollte, wogegen sie sich wohl gewehrt hat.

Andrea war 19 Jahre alt, als sie starb. Der / die Täter haben ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt, ihr eine Gehwegplatte an den Füßen befestigt und sie lebendig in die Weser geworfen, wo sie ertrank. Andrea hat es nicht leicht gehabt in ihrem Leben, ihr Vater starb, als sie noch ein Kind war, ihre Mutter saß im Gefängnis, sie selbst landete im Heim und rutschte später in Drogenkonsum und durch ihren “Freund” (Zuhälter) in die Prostitution ab. Sie hinterlässt zwei kleine Kinder.
Bis vor wenigen Tagen hat ihre Familie noch Geld für ihre Beerdigung gesammelt.
Weil sie sich diese Beerdigung nämlich nicht leisten kann.

Ich verstehe nicht, wieso nicht mehr berichtet wird.
Ich verstehe nicht, wieso das hier nicht als der Skandal behandelt wird, der es ist.
Andrea ist eine von annähernd 100 (einhundert!!!!) Frauen, die seit dem Jahr 2000 in der deutschen Prostitution ermordet worden sind. Aber davon hören wir nichts. Einfach gar nichts.

Wenn es in Deutschland in Politik und Medien um Prostitution geht, wird noch immer von “Sexarbeit” und “Freiwilligkeit und Selbstbestimmung” gesprochen. Von Zwangsprostitution, Zuhälterei und Menschenhandel wird nur so geredet, als wäre das ein nicht zu änderndes Beiprodukt – und die Ausnahme. Und als könne man nichts machen. “Schlimm, aber sowas kommt vor.” Ja, danke.

Ich war selber in der Prostitution. Jetzt bin ich Aktivistin für Frauenrechte, aber in der Prostitution hatte auch ich Zuhälter und Bordellbetreiber, die mich außerordentlich unter Druck gesetzt haben. Die verlangt haben, dass ich mich freikaufe, wenn ich gehen will. Die aussteigewillige Kolleginnen von mir terrorisiert haben. Zerstochene Reifen, Vergewaltigungen, Bedrohungen, Schläge.

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Mann-Männliche Prostitution in Berlin während Corona

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Ich als Frau mit Prostitutionserfahrung rege mich oft auf, wenn die @taz mal wieder Artikel über „Sexarbeit“ schreibt. Diesmal bin ich zwiegespalten.

Die Taz hat mit einem Sozialpädagogen gesprochen, der bei einem Projekt für Jungs und Männer in der Prostitution arbeitet. Die meisten kommen aus Südosteuropa (Bulgarien, Rumänien,…) oder auch aus dem Iran, aus Syrien und Afghanistan.

Gut finde ich, wie ehrlich er die Zustände schildert, in denen diese Jungs und Männer in Berlin anschaffen gehen. Viele von ihnen sind übrigens gar nicht schwul. Sie machen das, weil sie Geld verdienen müssen. Manche sind obdachlos, einige nehmen Drogen. Er bezeichnet das als “im Elend leben” – und ich finde, das kommt dem ganzen schon ziemlich nah. Auch in der männlichen Prostitution (die auch Männer bedient) ist es wegen Corona so, dass die, denen es am schlechtesten geht, es sich gar nicht leisten können, aufzuhören.

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