Gestern fand eine Veranstaltung im Leipziger Museum der Bildenden Künste
statt, bei der wir Frauen vom Netzwerk Ella über Prostitution
gesprochen haben. Dagegen wurde bereits im Vorfeld protestiert.
Weil
es anscheinend UNMÖGLICH und UNERTRÄGLICH ist, wenn prostituierte
Frauen über Prostitution reden. Geht ja wirklich gar nicht!
Eine Gruppe, die bei den Protestierenden (Berufsverband erotische und sexueller Dienstleistungen usw) dabei war, war AMNESTY.
Amnesty möchte anscheinend nicht, dass Betroffene sprechen.
Das wundert uns nicht, hat Amnesty uns Frauen in der Prostitution doch
schon vor Jahren unter den Bus geworfen, als sie forderten, “Sexarbeit”
komplett zu entkriminalisieren und damit EXPLIZIT AUCH FREIERTUM,
MENSCHENHANDEL UND ZUHÄLTEREI MEINTEN.
Begründet haben sie das
damit, dass jeder Mensch ein Recht auf Sex hätte und dass es
DISKRIMINIERUNG wäre, Männern zu verbieten, sich diesen zu kaufen.
Für uns hingegen ist klar: es gibt ein Recht auf die eigene Sexualität,
aber es gibt kein Recht, jemanden dafür zur Verfügung gestellt zu
bekommen.
Und: wer dafür ist, dass Freier, Zuhälter und
Menschenhändler straffrei bleiben, der ist nicht FÜR uns Prostituierte,
sondern GEGEN UNS.
Auch die Wortmeldungen heute sehen wir
kritisch. So wurde uns heute von einer “Forscherin” attestiert, wir
seien “viel zu enotional”. Unterton: “Ihr seid ja voll die Opfer, ihr
könnt nur rumheulen, aber ich, ich kann ja denken.”
Überraschung! Wir können das auch! (Und einige von uns sind übrigens
auch selber Forscherinnen.) Der Vorwurf, Frauen seien zu “emotional”,
ist altbekannt patriarchal. Ihr beschwert euch, wir würden hier “auf
Opfer machen”, aber ihr seid es, die uns reduzieren auf unsere
Opfergeschichte, ihr seid es, die damit sagen, wir seien ja nur Nutten,
unfähig, zu denken oder eine politische Analyse zu betreiben. Das ist
frauenverachtend ohne Ende, wundert uns aber nicht.
Zum Schluss
natürlich noch der Vorwurf, wir seien Rassistinnen, weil wir
angesprochen haben, unter welchen BEDINGUNGEN Frauen aus den ärmsten
Ländern Europas hier anschaffen müssen.
Die ZUSTÄNDE sind
rassistisch, und wir kritisieren sie – von euch dazu kein Ton. Nur das
AUSSPRECHEN der Kritik stört euch. Was hier in Deutschland stattfindet,
ist übelster Kolonialismus. Südosteuropäische Frauen dürfen unseren
Männern hier die Schwänze lutschen, um zu überleben. Von euch dazu KEIN
TON. Aber diesen Missstand zu benennen ist dann rassistisch? Kommt mal
wieder klar!
Wir wundern uns nicht über euch. Aber wir wundern
uns, dass ihr euch immer noch Menschenrechtsorganisation nennt. Seid
doch wenigstens ehrlich und bezeichnet euch künftig als
FREIERUNDZUHÄLTERRECHTSORGANISATION.
Ihr habt hier dagegen
protestiert, dass Prostituierte über Prostitution sprechen. Amnesty hat
für uns jede Glaubwürdigkeit verloren.
Fick Dich, Amnesty!
(Huschke)