Sexkauf zu legalisieren bedeutet, die Gesellschaft in Sachen Rassismus noch weiter zu entsensibilisieren. Zehntausende migrantische Frauen werden jährlich nach Deutschland, in das „Bordell Europas“ verschafft, mit dem einzigen Zweck, von den Männern hierzulande sexuell ausgebeutet zu werden. Das ist frauenverachtend und rassistisch, um nicht zu sagen: neokolonial.
In Österreich ist Prostitution sogar der einzige „Beruf“, in dem Frauen während des laufenden Asylverfahrens „arbeiten“ dürfen. Und in Deutschland findet einmal im Jahr mit der „Frankfurter Bahnhofsviertelnacht“ etwas statt, das einen an die kolonialen Völkerschauen erinnert: damals wurden v.a. schwarze Menschen nach Deutschland verschleppt, und in den Zoos in einer nachgebauten afrikanischen Umgebung ausgestellt – als „fremde Wilde“.
Heute sind es Frauen aus Bulgarien, aus Rumänien und anderswo, die während der Bahnhofsviertelnacht in den in dieser Nacht offenen Bordellen von allen in geführten Grüppchen angestarrt werden können – nackte und halbnackte Frauen, die die Sprache nicht sprechen, die nur hier sind, um sexuell ausgebeutet zu werden, und von denen die Glotzenden glauben, sie wären „anders“, „könnten das schon ab“ oder „wöllten es so“.
Die Legalisierung der Prostitution verstärkt und verschärft jede nur erdenkliche Diskriminierungform, die es in einer Gesellschaft überhaupt nur geben kann: Sexismus, Klassismus, Ableismus, Rassismus und andere. Denn alle diese Diskriminierungsformen sind der Prostitution ohnehin inhärent:
- es sind zumeist FRAUEN, die ausgebeutet werden (Sexismus)
- zumeist ARME Frauen (Klassismus)
- oftmals MIGRANTISCHE Frauen (Rassismus)
- und Frauen mit BEEINTRÄCHTIGUNGEN haben ein höheres Risiko, in die Prostitution verschafft zu werden (Ableismus)
Prostitution ist ein System, das aus Gewalt entsteht. Es benötigt diese Diskriminierungsformen dringend, denn ohne Frauenverachtung, kapitalistische Ausbeutung, Rassismus, sexuelle Gewalt stehen der Prostitution ganz einfach nicht genügend Frauen zur Verfügung. Ohne diese Machtunterschiede gäbe es die Prostitution gar nicht.
Und Prostitution verstärkt diese Diskriminierungen noch mehr. Denn sie basiert auf der Stereotypisierung von Frauen und Ethnien. In der Prostitution werden rassistische Klischees verkauft. Die Freier wollen die „promiske, wilde Schwarze“, die „feurige Latina, die auf Analsex steht“, die „unterwürfige, immer lächelnde Asiatin“. Diese Klischees werden fetischisiert und mit sexueller Abwertung durch die Prostitution verbunden. Der Freier hat hier also seinen Freiraum, nicht nur seine Frauenverachtung, sondern auch seinen Rassismus auszuagieren.
Was wird das mit ihm machen? Was macht das mit einem Freier, der seit 5 Jahren zwei Mal wöchentlich im Bordell eine „devote Thai“ kauft? Wird er Asiatinnen in der Ubahn, in der Fußgängerzone, im Job noch als gleichwertige Menschen ansehen, wenn er einübt, sie als käufliche Objekte sexuell zu benutzen? Ganz sicher nicht. Die Prostitution verstärkt den Rassismus in ihm.
Und damit den Rassismus in der ganzen Gesellschaft: in Deutschland sehen wir nicht mehr, wie rassistisch es ist, dass wir Menschenhandelszielland Nummer 1 in Europa sind, und wie neokolonialistisch es ist, dass wir hier migrantische Frauen aus armen Ländern als Sexsklavinnen für unsere Männer halten.
Wer gegen Rassismus, Sexismus und Klassismus ist, der kann nicht für Prostitution sein. Denn Prostitution basiert auf Unterdrückung und verstärkt diese. Im Einzelnen. In der Gesellschaft. Es wird Zeit, dass wir unsere Gewöhnung daran ablegen. Dass wir unsere Hornhaut auf der Seele wegmachen und andere wieder als Menschen sehen. Und Menschen sollten nicht käuflich sein.
© Huschke Mau