In den letzten Wochen habe ich in 11 kurzen Texten aufgeführt, welche Folgen es hat, wenn eine Gesellschaft es Männern erlaubt, Frauen für Sex zu kaufen. Hier ist die Zusammenfassung.
„Folgen der Legalisierung von Sexkauf: 11 Punkte, die zeigen, dass wir eine Gesetzesänderung brauchen“ weiterlesenSchlagwort: Prostituiertenschutzgesetz
Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 11: eine frauen- und lustfeindliche Sexualmoral
In Gesellschaften, in denen es Männern erlaubt ist, Sex zu kaufen und ins Bordell zu gehen, verändert sich die Sexualmoral – und zwar ins Negative. Sie wird lustfeindlicher und frauenfeindlicher. Überall dort, wo es als in Ordnung gilt, dass Männer Sex kaufen, ändert sich die Definition von Konsens. Ungewollter Sex gilt nicht mehr unbedingt als sexuelle Gewalt: sondern ein Geldschein, so wird behauptet, macht aus der sexuellen Gewalt eine „Dienstleistung“ und aus dem Täter einen „Kunden“.
„Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 11: eine frauen- und lustfeindliche Sexualmoral“ weiterlesenDie Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 9: eine Gesellschaft, die abstumpft gegenüber Gewalt gegen Frauen
Überall dort, wo Freiertum als für Männer okayes Verhalten und Prostitution als normaler Job hingestellt wird, stumpft die Gesellschaft ab, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht. Das sehen wir z.B. in Deutschland.
Man kann es gut daran sehen, wie in den Zeitungen über Prostitution berichtet wird. Da ist von Verharmlosungen (Bordelle als „Liebestempel“, Frauen als „Liebesdienerinnen“, Prostitution als „Liebesdienste“) bis zu anzüglichen Altherrenwitzen („Abstecher im Puff“, „Verkehr im Bordell geregelt“, „Bordell erregt die Gemüter“) alles dabei.
Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 8: mehr Männer, die sich sexuell problematisch verhalten
In Gesellschaften, in denen Sexkauf erlaubt ist, gibt es mehr Freier als in Gesellschaften, in denen es Männern verboten ist, zu Prostituierten zu gehen. Mehr Freier in einer Gesellschaft, das bedeutet: mehr Männer, das Konsensprinzip nicht verstanden haben, und die glauben, nicht feststellen zu müssen, ob die Frau, mit der sie schlafen, den Sex überhaupt will. Dieses problematische Verhalten der Freier bleibt nicht hinter geschlossenen Bordelltüren. Sondern sie tragen es hinaus in die Gesellschaft.
„Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 8: mehr Männer, die sich sexuell problematisch verhalten“ weiterlesenDie Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 6: mehr Freier
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Gesellschaften, die Sexkauf legalisiert haben und Gesellschaften, in denen es verboten ist, sich Frauen für Sex zu kaufen: überall dort, wo es für Männer gesellschaftlich akzeptiert ist, Prostitution zu nutzen, gibt es mehr Freier als dort, wo es verboten ist.
Und das ist nur logisch: dort, wo es gesetzlich erlaubt ist, sich Frauen für Sex zu kaufen, werden mehr Männer es tun – schließlich ist ja nichts dabei, es ist nicht verboten. Gesetze haben eine normative Wirkung. Wir können das an anderen Beispielen sehen: wäre es erlaubt, andere Menschen zu schlagen, würden mehr Menschen andere Menschen schlagen. Wäre es erlaubt, Kinder zu missbrauchen, würden mehr Menschen Kinder missbrauchen. Wäre es erlaubt, im Supermarkt zu stehlen, würden mehr Menschen im Supermarkt stehlen.
„Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 6: mehr Freier“ weiterlesenDie Folgen einer legalisierenden und liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 1 – weniger Ausstiegshilfen
Überall dort, wo angenommen wird, Prostitution sei ein „Beruf“, eine „Dienstleistung“, findet eine Verschleierung dessen statt, was Prostitution wirklich ist: nämlich der über Geld erpresste Zugang zu Frauenkörpern und Sex durch Männer in einer Situation, in der die Herstellung von authentischem sexuellem Konsens nicht möglich ist.
„Die Folgen einer legalisierenden und liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 1 – weniger Ausstiegshilfen“ weiterlesen“Wenn wir das Nordische Modell einführen, wandert Prostitution in den Untergrund” – eine kleine Aufklärung
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht warnt vor „Prostitution in dunklen Ecken“ und meint, die Einführung des Nordischen Modells sei keine Lösung, denn es gäbe nachher immer noch Prostitution – und mir als Frau aus der Prostitution geht bei solchen Aussagen so derbe die Hutschnur hoch.
Eine kleine Aufklärung über “den Untergrund” tut Not.
Das erste ist: Das Nordische Modell beendet nicht die Existenz von Prostitution. Soweit ist das richtig. Es dezimiert sie aber, und zwar enorm. In Schweden geht die Prozentzahl der Freier, gemessen an der Gesamtbevölkerung, jedes jahr um 0,5 % runter und ist mittlerweile bei phänomenalen 7%. Davon können wir hier in Deutschland nur träumen – je nach Statistik ist es hier jeder 3. Mann, der geht, 90%, die schonmal im Bordell waren (was nicht heisst, dass sie es immer noch tun, auch einmalige Ausflüge ins Milieu gelten) oder 3 von 4 Männern, die schonmal Prostitution genutzt haben. Könnten wir das auf 7% Freier runterschrauben, wäre das schonmal ein massiver Fortschritt! Davon mal abgesehen: Die Einführung der Strafbarkeit von Mord hat auch nicht dafür gesorgt, dass es keine Morde mehr gibt. Uns allen ist aber ja wohl klar, dass es noch mehr Morde geben würde, wenn Mord nicht strafbar wäre, oder?
„“Wenn wir das Nordische Modell einführen, wandert Prostitution in den Untergrund” – eine kleine Aufklärung“ weiterlesenFreier und Zwangsprostitution
Habt ihr schonmal einen Freier gefragt, wie er zu Zwangsprostitution steht?
Während meiner Zeit in der Prostitution war es immer so, dass Männer mir ungefragt unterstellt haben, ich würde das freiwillig und aus Spass machen („Hobby zum Beruf gemacht“). Oder aber sie waren sich sicher, dass ich einen Zuhälter habe, und haben versucht, mich damit zu erpressen (zum Beispiel, indem sie vorgegeben haben, sie hätten mit meinem “Chef” telefoniert und ausgemacht, dass ich es ohne Gummi tue, und wenn ich das jetzt nicht täte, gäben sie ihm Bescheid und ich würde Ärger bekommen – blöd nur, dass ich in den letzten jahren keinen Chef mehr hatte…). GEFRAGT danach haben sie nicht. Es ging ihnen nicht um meine Situation. Es ging ihnen um SICH. Entweder darum, auf Teufel komm raus ein gutes Gewissen haben zu können, so wie der Polizist, der mich als Freier besuchte, mir erzählte, im Job ermittle er gegen Menschenhandel und als ich ihn fragte, wie er das zusammenkriege, meinte: “Ach, wieso, ich schade ja niemandem, ich schade dir ja nicht. Du bist freiwillig hier.” (Das legte er einfach mal so fest.) Oder eben sie versuchen, das meiste für sich rauszuholen, und das geht eben gut, wenn sie eine Zwangsprostituierte vor sich haben. Die kann und darf sich nämlich nicht wehren.
„Freier und Zwangsprostitution“ weiterlesenWenn Freier einen darüber belehren, wie Prostitution wirklich ist…
Ich als Exprostituierte, die sich für die Einführung der Freierbestrafung in Deutschland einsetzt und die offen darüber spricht, wie Prostitution so ist, bekomme andauernd Zuschriften von Freiern, die mich davon überzeugen wollen, dass es „nicht so ist“, wie ich es erlebt habe. Eigentlich veröffentliche ich die nicht, aber heute habe ich mich doch mal dazu entschlossen, damit ihr mal einen Einblick bekommt in die Art, wie Freier denken. Geschrieben hat mir einer aus der Kategorie, die wir im Bordell „Liebeskasper“ genannt haben. Er ist einer von den “netten Freiern”. Aber ist er deswegen harmlos?
Das hier ist seine Mail:
„Wenn Freier einen darüber belehren, wie Prostitution wirklich ist…“ weiterlesenFreiwilligkeit und Prostitution
Als Exprostituierte bin ich oft müde davon, zum hundertsten Mal ausdiskutieren zu müssen, ob Prostitution freiwillig ist. Denn die Frage nach dem Existenzrecht von Prostitution hängt nicht davon ab, ob es irgendwo eine gibt, die es “freiwillig” macht.
Wir brauchen mehr politische Analyse und weniger Fokusverschiebung auf die, die durch die Prostitution in der handlungsbeschränkteren Lage sind (das sind wir prostituierten Frauen). Prostitution wird nicht dadurch okay, dass irgendwo irgendeine sagt, dass sie es “freiwillig” tut, genauso wenig, wie partnerschaftliche Gewalt dadurch okay wird, dass eine Frau “freiwillig” bei ihrem schlagenden Mann bleibt.
Diese
Konzentration auf das “ja” der Frau erinnert an Victimblaming. Wir
brauchen mehr politische Analyse, wir brauchen einen Blick darauf, in
welchen UMSTÄNDEN das “JA” gegeben wurde, und dann sehen wir: Ein “Ja”,
das gegeben wird, weil ein “Nein” hiesse, negative Konsequenzen zu
tragen (nichts zu essen, kein Geld für die Miete, Schläge) kann kein
Konsens sein.
Abgesehen von der politischen Analyse fehlt mir auch
oft der Blick auf die Freier. Warum wird andauernd das Verhalten derer,
die sich prostituieren, kritisiert und zum 100. Mal durchgekaut? Wir
sind doch schon lange an dem Punkt, an dem wir wissen, was Frauen dazu
bringt, sich zu prostituieren.
Drehen wir doch den Spieß mal um und
betrachten die Freier. Während man einer Frau sehr wohl zugestehen
muss, dass sie mit ihrem Körper machen kann, was sie will (oder muss, um
zu überleben), kann man einem Menschen wohl kaum genehmigen, mit dem
Körper eines anderen zu tun, was er will – das sind nämlich zwei
verschiedene Paar Schuhe.