Rassismus in der Prostitution: über die Fetischisierung von Ethnien durch Freier

    Prostitution, das bedeutet, dass Männer als Täter agieren. Denn Freier zu sein heißt, mit einer Frau zu schlafen, von der man nicht weiß, ob sie den Sex eigentlich überhaupt wirklich will. Und das ist ganz klar problematisches sexuelles Verhalten.

    Freier zeigen aber nicht nur den Willen dazu, Sex ohne Konsens zu haben, d.h., zu vergewaltigen. Sie agieren oft auch rassistisch. Denn Prostitution könnte nicht existieren, wenn es keinen Rassismus gäbe: die meisten Frauen, die die riesige Nachfrage nach käuflichem Sex befriedigen, kommen entweder aus prekären Schichten und / oder aus sehr armen Ländern, z.B. Bulgarien und Rumänien – z.B. im Fall von Romnjia (Roma-Frauen). Das bedeutet, sie haben rassistische Diskriminierung schon erlebt, bevor sie hergekommen sind, und oft ist Rassismus der Grund, warum sie außer der Prostitution kaum Optionen haben oder warum ihre Familien in Armut leben und sie in die Prostitution drängen.

    Prostitution lebt aber nicht nur von Rassismus, es ist auch selbst Rassismus.

    Denn Prostitutionskunde zu sein, das bedeutet, Rassismus nicht nur zu akzeptieren, sondern auch (aus-)zunutzen. Freier fetischisieren diese Diskriminierung, sie agieren sie aus und verbinden sie mit sexueller Degradierung durch Prostitution. Das festigt und stärkt diese Form von rassistischer Diskriminierung: Prostitutionskunde zu sein, ist oftmals ein offen rassistischer Akt.

    Denn in der Prostitution wird Ethnie fetischisiert. Der Freier erwartet und kauft ein rassistisches Stereotyp: er kauft asiatische Frauen, weil die angeblich so „lieb und unterwürfig“ sind, er kauft schwarze Frauen, weil die so „wild und nymphoman“ sind, er kauft osteuropäische Frauen, weil die alle „unemanzipiert und männergefällig sind“, er kauft Latinas, weil die „alle auf Analsex stehen“ und er kauft Romnja, weil die „von Natur aus tabulos“ sind. Das sind die Beweggründe, warum Freier migrantische Frauen kaufen – der Grund ist eben nicht simple Anziehung, sondern der seitens des Freiers vorhandene Wunsch, ein rassistisches Klischee, ein Stereotyp zu ficken und sich dabei als weißer Deutscher mal ein bisschen überlegen zu fühlen.

    Und es ist ganz klar, dass das Auswirkungen hat. Denn dieser Akt des Rassismus, er bleibt ja nicht im Bordell. Ein Freier, der sich zwei Mal im Monat sexuelle Fantasien darüber erfüllt, eine „wilde schwarze Frau“ zu dominieren, einfach weil sie schwarz ist, oder der sich wöchentlich einen Besuch im Asiabordell leistet, weil diese Frauen so „schön unterwürfig sind Männern gegenüber“, der wird nie, niemals, außerhalb des Bordells schwarze oder asiatische Frauen als ebenbürtig und als Menschen ansehen können.

    Dieser Rassismus durch Freier ist leider kaum Thema. Dabei sind die Auswirkungen offensichtlich: ungefähr 90% aller prostituierten Frauen in Deutschland kommen aus den ärmsten Ländern Europas. In der „Frankfurter Bahnhofsviertelnacht“ werden Bordellführungen angeboten, in denen nichtprostituierte Menschen sich die halbnackten migrantischen Frauen in den Puffs anschauen können wie in Zoos, und das erinnert nicht zufällig an die „Menschenschauen“ in der Kolonialzeit, als man schwarze Menschen in Tierparks sperrte, um weißen Menschen „die Wilden in ihrer natürlichen Umgebung“ zu zeigen. Wir haben in Deutschland Bordelle, in denen straffe Apartheid herrscht: in der ersten Etage die Asiatinnen, in der zweiten Etage die Osteuropäerinnen, in der dritten Etage schwarze Frauen…

    Prostitution ist zutiefst rassistisch, aber leider sind wir in Deutschland offenbar so sehr an das Elend in der Prostitution gewöhnt, dass wir blinde Flecken auf der Pupille bekommen haben. Wir sehen nicht mehr, dass Deutschland sich benimmt, als wäre es noch immer eine Kolonialmacht. Wir sehen nicht, wie entwürdigend, abwertend, unmenschlich und rassistisch das ist, was hier geschieht.

    Freier zu sein, das bedeutet, sich sexuellen Zugang zu Frauen zu kaufen und die Frauen gleichzeitig dafür zu bezahlen, dass sie sich verhalten wie das rassistische Stereotyp, auf das sich Freier in Gedanken so gern einen runterholen. Es ist deutlich sichtbar, dass die Tatsache, dass Männer in Deutschland durch die Existenz von Prostitution noch immer die Gelegenheit haben, offen rassistisch zu agieren. Allein diese Tatsache macht unsere Gesellschaft rassistischer, als sie so schon ist.

    Schaut euch gern in Freierforen um. Dort ist deutlich zu sehen, wie Freier über migrantische Frauen sprechen: reduziert auf rassistische Klischees, unter Beleidigungen durch rassistische Abwertungen.

    Was kommt als nächstes? Ich habe neulich einen Thread in einem Freierforum gefunden, in dem Freier sich darüber freuen, dass in Syrien Krieg herrscht – weil das bedeutet, dass arme, verzweifelte Frauen zu uns flüchten. Und die kann man so herrlich ausbeuten – unter Freiern diskutiert man gerade noch, wie es möglich sein wird, Syrierinnen Geld für Sex zu bieten, und wo man die verzweifeltsten unter ihnen wohl finden mag.

    Prostitution ist nicht nur Frauenverachtung, sondern auch Rassismus – wer das nicht sehen will, ist auf beiden Augen blind.