Wenn es um Prostitution geht, sehen viele Menschen das Problem nur darin, dass Prostitution nicht behandelt wird wie jeder andere Job auch. Viele sind der Meinung, wenn Prostituierte angemeldet seien, wenn sie Steuern zahlen, in einem behördlich genehmigten Bordell arbeiten und regelmäßig zu Gesundheitschecks gehen, sei alles kein Problem. Gefährlich würde es nur, wenn Prostitution illegal stattfindet: dann, so die öffentliche Meinung, käme es zu gewaltsamen Übergriffen, zu Zuhälterei, Geschlechtskrankheiten und Kriminalität in irgendwelchen „dunklen Ecken“.
Aber macht Legalisierung Prostitution wirklich problemloser und sicherer?
Viele Menschen verstehen nicht, dass die „legale“ Prostitution nicht die gute, sichere, freiwillige ist und nur die „illegale“ die böse. Sie glauben, „illegal“, das bedeute, Zwangsprostitution und Menschenhandel. Das ist nicht korrekt. Die Trennlinie verläuft nicht zwischen illegaler und legaler Prostitution. Wer sich anmeldet und Steuern zahlt und in einem behördlich genehmigten Bordell anschafft, ist nicht automatisch freiwillig in der Prostitution. Unter den in Deutschland angemeldeten Prostituierten befinden sich tausende Zwangsprostituierte. Sie haben einen Hurenpass, sie zahlen Steuern, sie haben die Gesundheitsberatung hinter sich. Und dennoch werden sie geschlagen, vergewaltigt, von Zuhältern und Freiern ausgebeutet. „Legal“, das bedeutet nur: angemeldet. Es sagt nichts aus über die Motive der Frau, in der Prostitution zu sein, über den Grad ihrer Verzweiflung, über die Stärke ihrer Traumatisierung, über die Quantität ihrer Handlungsfreiheit.
Legalisierung macht Prostitution auch nicht gewaltloser. Das Gegenteil ist der Fall: während in Schweden seit Einführung des Nordischen Modells 1999 keine einzige Prostituierte von Freiern oder Zuhältern ermordet worden ist, sind es in Deutschland im vergleichbaren Zeitraum über 100 ermordete Prostituierte. Ungezählt sind all die nicht angezeigten Überfälle, Vergewaltigungen, Gewaltexzesse an Prostituierten.
Zu glauben, Legalisierung mache es sicherer, geht von der Annahme aus, Sichtbarkeit schütze Prostituierte davor, Gewalt zu erleben. Das ist nicht der Fall. Auf der Kurfürstenstraße Berlin stehen ganz öffentlich inmitten der AnwohnerInnenschaft verzweifelte, obdachlose, teils drogenabhängige Prostituierte, die sich öffentlich ihren Freiern anbieten. Teilweise stehen ihre Zuhälter, ihre „Besitzer“ neben ihnen und verhandeln direkt mit den Freiern. Das Ausmaß der Katastrophe ist dort öffentlich sichtbar. Ebenso, wie es im Fall „La Luna“ in Moers sichtbar war. Dies war ein Bordell, in dem nachweislich 16-jährige Mädchen gezwungen wurden, sich „Flatrate“ für die Freier zu prostituieren: d.h. Freier zahlten Eintritt und durften dann mit so vielen Mädchen wie möglich schlafen, in allen Stellungen, alles ohne Kondom. Viele der Mädchen waren Menschenhandelsopfer. Der Club war legal. Er war bekannt. Große Zeitungen machten Werbung für ihn. Busse voller Freier wurden herangekarrt. Jahre später: Razzien, Prozesse wegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Aber es war jahrelang alles sichtbar.
Legalisierung macht Prostitution nicht sicherer. Prostitution ist immer Gewalt, und sie ist immer gefährlich. Das einzige, was geschieht, wenn man sie legalisiert, ist: die sichtbare Gewalt stumpft die Gesellschaft ab. Sie brutalisiert die Gesellschaft. Denn Mitgefühl mit all den sexuell ausgebeuteten, geschlagenen Frauen empfindet in Deutschland kaum jemand. Und auch das ist eine Folge der Legalisierung.
Aber der typisch deutsche Mensch stört sich halt nicht an Gewalt gegen Frauen und auch nicht an all den Vergewaltigungen, die Zwangsprostituierte über sich ergehen lassen müssen. Für ihn ist nur eins wichtig: dass behördlich alles geregelt ist. Dass Paragraphen eingehalten werden, Genehmigungen erteilt wurden, Formulare ausgefüllt worden sind, die richtigen Stempelchen auf den richtigen Papieren sind.
Prostitution zu legalisieren bringt überhaupt nichts. Den Frauen nicht. Der Gesellschaft nicht. Nur den Freiern und Zuhältern.
Und wollen wir länger eine Freiernation sein? Mit wem wollen wir solidarisch sein?
Diese Frage muss sich unser Land endlich stellen – und dann zu den richtigen Schlüssen kommen und das Nordische Modell einführen!