Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 4: Reduzierung schwerer Gewalt gegen Frauen in der Prostitution

    Ein Freier, der in Deutschland zu einer Prostituierten geht, tut dies mit einem anderen Mindset als ein Freier in Schweden. In Deutschland ist Freiertum nichts Illegales, das Verhalten des Freiers wird also vom Gesetzgeber gedeckt. Er fühlt sich dadurch im Recht und meint, ein Anrecht auf die gekaufte Sexualität zu haben. Gewalt oder Übergriffigkeit kann er hinter dem Begriff „Dienstleistung“ verstecken. Die Regeln, die Prostitution betreffen – Anmeldung, Steuern, Sperrbezirk – betreffen fast ausschließlich die Frau. Das macht sie erpressbar und erhöht ihre Verwundbarkeit.


    In Schweden hingegen wissen Männer, dass bereits das Anbieten von Geld für Sex strafbar ist. Sie fürchten soziale und rechtliche Konsequenzen wie Geldstrafen, familiären Streit oder gesellschaftliche Ächtung. Sie wissen, dass die Frau die Polizei rufen kann, ohne selbst belangt zu werden. Das verändert das Machtverhältnis leicht zugunsten der Frauen.


    Prostitution ist grundsätzlich gewaltbehaftet – der Akt selbst ist bereits übergriffig. Doch das Nordische Modell reduziert schwere Gewalt. Studien zeigen: In Norwegen sank die Zahl vergewaltigter Frauen in der Prostitution von 29 auf 15 %, die der verprügelten von 29 auf 18 %.
    Freier agieren vorsichtiger, Frauen haben mehr Stammkunden, seltener gefährliche Anfragen. In Schweden gab es seit 1999 zwei Morde an Frauen aus der Prostitution (eine durch den Exfreund, eine durch einen Drogendealer), in Norwegen seit 2009 einen. In Deutschland hingegen über 100 seit 2002 – meist durch Freier. Das spricht eine klare Sprache.

    © Huschke Mau