Habt ihr schonmal einen Freier gefragt, wie er zu Zwangsprostitution steht?
Während meiner Zeit in der Prostitution war es immer so, dass Männer mir ungefragt unterstellt haben, ich würde das freiwillig und aus Spass machen („Hobby zum Beruf gemacht“). Oder aber sie waren sich sicher, dass ich einen Zuhälter habe, und haben versucht, mich damit zu erpressen (zum Beispiel, indem sie vorgegeben haben, sie hätten mit meinem “Chef” telefoniert und ausgemacht, dass ich es ohne Gummi tue, und wenn ich das jetzt nicht täte, gäben sie ihm Bescheid und ich würde Ärger bekommen – blöd nur, dass ich in den letzten jahren keinen Chef mehr hatte…). GEFRAGT danach haben sie nicht. Es ging ihnen nicht um meine Situation. Es ging ihnen um SICH. Entweder darum, auf Teufel komm raus ein gutes Gewissen haben zu können, so wie der Polizist, der mich als Freier besuchte, mir erzählte, im Job ermittle er gegen Menschenhandel und als ich ihn fragte, wie er das zusammenkriege, meinte: “Ach, wieso, ich schade ja niemandem, ich schade dir ja nicht. Du bist freiwillig hier.” (Das legte er einfach mal so fest.) Oder eben sie versuchen, das meiste für sich rauszuholen, und das geht eben gut, wenn sie eine Zwangsprostituierte vor sich haben. Die kann und darf sich nämlich nicht wehren.
Öffentlich werden Freier immer sagen, dass sie Zwangsprostitution ganz, ganz schlimm finden.
Aber unter sich, z.B. in Freierforen, sprechen sie offen an, dass sie
von Zwangsprostitution wissen. Und es stört sie entweder gar nicht, oder
es nervt sie, weil sie es eigentlich nicht sehen wollen – damit das
gute Bild von sich selbst erhalten bleibt.
Fakt ist aber, es gibt
keine “sauberen” Freier. Es gibt keine Freier, die sich nicht schuldig
machen. Sie konstatieren selbst, dass sie in vielen Fällen gar nicht
erkennen können, ob Zwangsprostitution vorliegt. Aber das “Privatleben”
von uns prostituierten Frauen geht sie angeblich nichts an.
Zwangsprostitution finden viele von ihnen gut, weil sie dann mehr für
sich raushauen können. Oder sie ist ihnen egal. Oder sie stört sie, weil
sie gern weiter “ein guter Mensch” bleiben wollen – heisst, sie wollen
sie nicht mitkriegen.
Aber sie wissen, dass es sie gibt, und sie profitieren davon.
Die Täter bei Zwangsprostitution sind nicht nur die Menschenhändler und Zuhälter, es sind auch die Freier.
Denn da SIE den Sexualakt ausführen, ist es IHRE Verantwortung, sicherzustellen, dass sie gerade niemanden vergewaltigen.
Es gibt nämlich kein “aus Versehen vergewaltigt”. JEDER MANN, der mit
einer Frau schläft, ist dafür verantwortlich, dass das, was er da tut,
keine Vergewaltigung ist. Diese Verantwortung kann ihm niemand abnehmen.
Da kann sich kein Mann drauf berufen, er habe es nicht gewusst, dass
sie nicht wollte (war doch ein staatlich genehmigtes Bordell! war doch
kein Zuhälter zu sehen! hatte doch keine blauen Flecken!) – es wäre
seine Aufgabe gewesen, das sicherzustellen.
Wenn es um Sex ginge,
der NICHT in der Prostitution stattfindet, wären wir entsetzt, wenn ein
Mann uns erzählen würde, er wisse nicht, ob der Akt, den er gerade
durchgeführt habe, ungewollt gewesen sei und es sei ihm auch egal.
Warum sollte das anders sein, nur weil irgendwer (die Frau, der
Zuhälter) bezahlt worden ist? Der Akt an sich bleibt ja ungewollt. Und
ungewollter Sex ist Missbrauch.
Es wird Zeit, dass wir Freier
endlich in die Verantwortung nehmen. Es kann nicht sein, dass sie es
geniessen, ungestraft bewusst vergewaltigen zu können oder dass ihnen
egal ist, ob sie gerade vergewaltigt haben. das ist ein absolutes No-Go!
Daran, dass es Zwangsprostitution gibt, sind auch die Freier schuld.
Ohne ihre Nachfrage gäbe es nämlich gar keine Zwangsprostitution!
Es
wird niemals “saubere” Prostitution geben. Prostitution besteht immer
zu einem gewissen Teil auch aus Zwangsprostitution. Denn es wird nie
genug Frauen geben, die das “freiwillig” (und das definiere ich hier mal
bloss als: ohne angewandte körperliche Gewalt durch einen Zuhälter)
machen werden machen!
Wer das eine will, muss das andere mögen – es gibt keine Prostitution ohne Zwangsprostitution.
Und Freier wissen das und nutzen das.
“Saubere” Freier gibt es nicht, denn Freier und Zuhälter und Menschenhändler sind partners in crime, Komplizen, die alle nur ein Ziel haben:
So viel wie möglich aus prostituierten Frauen und Mädchen rauszuholen!
Auf der Seite “Die Unsichtbaren Männer” könnt ihr euch anschauen, wie Freier reden, wenn sie unter sich sind. Wie sprechen sie über Zwangsprostitution und Menschenhandel?
Garantiert nicht so, wie es gesellschaftlicher Standard sein sollte! Und das sollten, ja, müssen und werden wir ändern.