Während meiner Zeit in der Prostitution hat mich, selbst als nicht klar war, ob ich volljährig bin, NIE ein Freier gefragt, wie alt ich eigentlich WIRKLICH bin. Und auch nie, ob ich freiwillig hier bin. Bin ich damit ein Einzelfall?
In Hamburg stehen zwei Männer vor Gericht.
Sie haben einem Mann ein 15-jähriges Mädchen “abgekauft”. Auch dieser hatte es zur Prostitution gezwungen, es ist nicht klar, wie lange schon.
Dann haben sie das Mädchen an Freier vermittelt. Ihre Einnahmen hat sie abgeben müssen, um ihre “Schulden” ( = ihren Einkaufspreis) bei ihren neuen Zuhältern abarbeiten zu müssen.
Schliesslich hat sich die Polizei verdeckt auf eine der Anzeigen gemeldet, in denen sie als frisch 18 geworden beworben wurde und liess die Sache hochgehen.
Als
Argument gegen das Nordische Modell kommt häufig, das sei schwierig,
weil die Freier dann Fälle, in denen sie Zwangsprostitution vermuten,
nicht mehr anzeigen würden. Denn sie sind über die Freierbestrafung ja
eh schon kriminalisiert und müssten dann zugeben, Freier gewesen zu
sein. Nun: In dem Fall hier hat sich KEIN EINZIGER FREIER bei der
Polizei gemeldet. KEIN. EINZIGER. Und das, obwohl das Freiertum in
Deutschland nicht illegal ist. Ja, es gibt mittlerweile ein lächerliches
Gesetz hier, was den wissentlichen (!!!), vorsätzlichen (!!!!!!) Besuch
bei Zwangsprostituierten (ohne dass “Zwang” allerdings definiert wird)
unter Strafe stellt. Ein Gesetz, über das Freier sich herzlich einen
ablachen werden. Denn “Zwang” nachzuweisen ist schwer. Und nachzuweisen,
dass ein Freier von diesem Zwang wusste, noch schwerer. In diesem Fall
hier ist es so, dass klar erkennbar gewesen sein muss, dass das Mädchen
nicht volljährig ist – denn sie wurde ja auch schon BEVOR sie 15 war
prostituiert, und ein 13- oder 14-jähriges Mädchen kann man von einer
18-jährigen sehr wohl unterscheiden.
JEDER ihrer Freier hätte bei
ihrem Anblick entscheiden können, sie NICHT zu missbrauchen, sondern
sofort zur Polizei zu gehen. Ihm wäre NICHTS passiert.
JEDER ihrer
Freier hätte sogar NACHDEM er sie missbraucht hat, zur Polizei gehen
können. Ihm wäre nichts passiert, wenn er gesagt hätte, dass ihm erst
zum Schluss was komisch vorkam. Ihm wäre nichts passiert.
KEINER ihrer Freier hat das getan. KEINER ist zur Polizei gegangen. KEINER hat ihr geholfen.
Ein junges Mädchen wird ge- und verkauft und gezwungen, sich
preiszugeben, und all die erwachsenen Männer drumrum entscheiden sich,
ihr nicht zu helfen, sondern auch ein Stück vom Kuchen zu ergattern und
eben auch mal drüberzurutschen.
Das Argument gegen das Nordische
Modell, dass Freier ständig Zwangsprostituierte melden würden und es
dann unter schwedischer Gesetzeslage nicht mehr tun würden, ist keines.
Denn sie melden Fälle von Zwangsprostitution, sogar wenn diese
offensichtlich ist, weil sie eine Minderjährige vor sich haben, fast
nie. Sie haben nichts gegen Zwang. Sie haben nichts gegen Zuhälter. Und
sie haben auch nichts gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der
Prostitution.
Denn erst der Zwang, erst die Zuhälter, erst die
Gewalt (und die Armut, die vorausgegangene sexuelle Gewaltgeschichte
usw.) sorgen dafür, dass das Angebot, nach dem sie so sehr nachfragen,
zur Verfügung gestellt werden kann.
Oder woher sollen die “tabulosen”, möglichst jungen Frauen in ihrem Bett sonst kommen?
Freiersein bedeutet, zu profitieren von Tätern, die vor einem selbst an einer Frau oder einem Mädchen Gewalt ausgeübt haben, um dann noch einen draufzusetzen und auch Gewalt ausüben zu können – möglichst, ohne das Mädchen vorher schlagen oder überwältigen zu müssen. Das haben ja dann andere schon gemacht. Wie praktisch.
Leider ist die Gesetzeslage in Deutschland so, dass zwar ihre Zuhälter jetzt vor Gericht stehen – ihre Freier aber nicht.
Die suchen sich einfach die nächste “18-jährige”, die in einer Annonce beworben wird.
Noch.
Ich hoffe, dass das in, sagen wir, 5 Jahren nicht mehr möglich sein
wird, weil sie dann Angst vor einem Bussgeld oder besser noch vor einer
Gefängnisstrafe haben müssen!
Denn Fakt ist: Zuhälterei und Zwangsprostitution gibt es nur, weil Freier eine Nachfrage nach Prostitution stellen.
Wenn Männer keinen Sex kaufen würden, würde es auch keine Männer geben, die Frauen und Mädchen zur Prostitution zwingen.
Diese beiden Zuhälter hier haben getan, was sie getan haben, weil es
sich GELOHNT hat. Weil sie damit sehr viel Geld verdient haben. Sie
hätten schön auf dem Trockenen gesessen, wenn es keine Freier gegeben
hätte.
Haben sie aber nicht.
Denn es gibt genug Freier. Und damit auch genug Zuhälter.
Und damit genug Mädchen und Frauen, die von beiden ordentlich ihren Schaden wegbekommen haben.
Das muss aufhören – und zwar dalli!