Eine Bordellführung zur Frankfurter Bahnhofsviertelnacht – Was sich die Stadt Frankfurt so unter „Aufklärung über Prostitution“ vorstellt

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dieser Artikel erschien zuerst in der Kritischen Perspektive und auf treffpunkteuropa

 

Schon beim nachmittäglichen Rundgang durch das Frankfurter Bahnhofsviertel, in dem sich ein Puff an den anderen reiht, habe ich das merkwürdige Gefühl, als Zuschauerin hier fehl am Platze zu sein. Wenn ich an den Laufhäusern hochsehe (Verrichtungszimmerfenster an Verrichtungszimmerfenster an Verrichtungszimmerfenster…) habe ich das untrügliche Bedürfnis, lieber „auf Zimmer“ gehen zu wollen: da wüsste ich wenigstens, wie ich mich zu verhalten hätte, da kenne ich die Abläufe, das Programm, das, was ich zu sagen habe, aber so, als Beobachterin im Rotlichtmilieu? Ein schräger Gedanke. Hier zu sein ist wie zu einem Ex zurückzukehren, der einen schlägt: es ist wie nach Hause kommen, alles ist vertraut, aber es fühlt sich gleichzeitig völlig falsch an. Und so ist es dann auch, als ich bei der von Dona Carmen e.V. organisierten Bordellführung mitgehe und in der Taunusstraße 26 in einem Zimmer des Laufhauses stehe: die Erinnerung an meine Zeit in der Prostitution haut mir heftig um die Ohren.

Die kleinen Zimmer.

Die farbigen Wände.

Das schummrige Licht.

Die abgeklebten Fenster.

Es ist eng. Es ist heiß. Es ist ganz schön trostlos.

(Und ich weiß genau, wie schäbig es hier aussehen würde, würde mal jemand das Licht voll anmachen.)

Einatmen. Ausatmen. Heute bin ich als Zuschauerin hier. Vor allem: als Zuhörerin.

Mit mehreren Frauen stehe ich hier im Verrichtungszimmer, es wird eng. Die Leiterin der Bordellführung, Juanita Henning, stellt uns (uns? Ich frage mich gerade, könnte man mich mit einer der bürgerlichen Frauen die an der Führung teilnehmen verwechseln?) die Frau vor, die uns einige Fragen beantworten wird. Weil ich nicht weiß, ob es ihr richtiger oder ihr „Arbeitsname“ ist, nenne ich ihn hier nicht, sondern kürze ab, und sie heisst jetzt hier „D.“

D. steht am einzigen Fenster des Zimmers, das sie ein bisschen geöffnet hat. (Gott sei Dank. Wenn ich jetzt noch diese Puffmischung – Zigarettenrauch, Schweiß, Sperma, Gummi – hätte riechen müssen, ich wäre glaub ich ausgetickt.) Sie sieht müde und abgekämpft aus, das sieht man trotz des Lichtmangels im Raum. D. scheint über 45 zu sein, sie hat legere Kleidung an und ein Basecap auf, vielleicht hat sie dann Feierabend? „Über Prostitution reden von Frauen für Frauen“ wurde uns hier versprochen, und während wir das tun, läuft eine Mitarbeiterin von Doña Carmen nochmal los und holt das Geld, das Doña Carmen dafür zahlt, dass D. uns heute und hier Rede und Antwort stehen wird.

D. ist Domina, vorher war sie Kosmetikerin. Sie hat vor 10 Jahren damit angefangen. Warum? „Ich bin über eine Freundin da rangekommen.“ „Frauen kommen über Frauen in die Prostitution“, sagt Juanita Henning. (Das, während Angaben von Polizei usw. mitteilen, zwischen 80% und 90% der Frauen arbeiteten nicht selbstbestimmt, sondern haben einen Hintermann.) Ich frage D., was sie für das Zimmer an Tagesmiete zahlt: 100 Euro. Und wo ihr Service beginnt: bei 50 Euro. Ich schaue mich im Zimmer um, ein Bock, an den Wänden Korsagen („umziehen kostet auch alles extra“) und Würgehalsbändern etc. Ich erinnere mich daran, dass ich Dominasein immer anstrengender fand als anderes, ich hab das gehasst, so gebucht zu werden. Wenn man den Standardservice macht, kann man wenigstens den aktiven Part abgeben, sich mal in einem unbeobachteten Moment die Nägel inspizieren oder eine Grimasse ziehen, aber Domina sein, das heißt, immer 100% mit der Aufmerksamkeit beim Kunden sein, sich in ihn hineinzuversetzen, auch noch aktiv etwas tun zu müssen, was man eigentlich nicht will, nämlich, die Fantasien von so einem Typen zu befriedigen, die man eigentlich widerlich findet. Aber das sage ich nicht.

D. spricht in kurzen Sätzen, und nicht sehr viel. Ab und zu wird sie von Juanita Henning unterbrochen, die ihre Sätze dann vollendet oder etwas „geraderückt“. Aber es ist nicht einfach, etwas geradezurücken, wenn so viele Widersprüche generiert werden wie innerhalb der nächsten Viertelstunde.

„Du musst halt schon der Typ dafür sein, Domina zu werden“, sagt D., berichtigt aber ein paar Minuten später: „Ich bin keine Domina aus Leidenschaft. Eigentlich ist es mir egal, was ich hier mache. Es berührt mich nicht.“ Was sie anbieten würde? „Es findet eigentlich gar nichts statt. Ich muss mich nicht ausziehen, ich werde auch nicht angefasst. Es finden auch keine sexuellen Handlungen statt. Ganz selten macht es sich mal ein Typ selber.“

Was sie denn dann machen würde?

„Ach, nichts eigentlich, ich fessel die ein bisschen, ich erniedrige sie ein bisschen verbal. Das ist eigentlich gar nichts. Ab und zu mal gebe ich denen einen Klaps, ganz leicht. Das ist hier eigentlich nur Fantasie, mehr ist es nicht, kein Sex oder so. Nichts reales.“ Es klingt ein bisschen so, als schwebten die Freier hier rein, gäben ihr 50 Euro und verschwänden wieder, während sie ihnen vielleicht noch „Du Drecksau!“ hinterherruft. Eine Frau fragt sie, ob sie sich manchmal ekeln würde. „Nein, wovor denn ekeln, es passiert ja eigentlich nichts. Und es hat ja alles überhaupt nichts mit mir zu tun, gar nichts.“

Es passiert gar nichts. Es hat nichts mit mir zu tun. Ich frage mich, was dieses zwanghafte Kleinreden und Verharmlosen mit Verdrängung und Dissoziation zu tun hat. D. tut mir Leid. D. wurde von Doña Carmen dafür bezahlt, dass sie uns heute Rede und Antwort steht. Und ich hätte dasselbe gemacht, ich hätte mich auch lieber von Doña Carmen bezahlen lassen um was zu sagen: ist schließlich ein Freier weniger. Und ganz ehrlich, was hätte sie anderes sagen sollen, vor mehr als 15 bürgerlichen, soliden Frauen? „Nein, mich kotzt das an, ich finde die Männer widerlich?“ Hätte ich auch nicht gesagt in so einer Situation.

Schon greift Juanita Henning ein: „Das mit dem ekeln, was ist das denn für eine Frage, das werden doch auch nur Sexarbeiterinnen gefragt.“ D.: „Stell dir mal vor du bist Krankenschwester, das ist doch dasselbe.“ Eine Frau: „Aber die ekeln sich doch auch manchmal.“ Juanita: „Das kannst du doch jetzt nicht vergleichen!“ Die Frau: „Also, du ekelst dich nicht?“ D.: „Nein, nie.“ Juanita: „Ekel ist ja auch irgendwie Attraktion. Sich zu ekeln bedeutet doch, jemanden attraktiv zu finden.“

Mir ist mittlerweile ganz schwindlig. Kommt das davon, dass hier so heiß ist, oder ist es, weil die Situation so absurd ist? Der ganze Raum ist voller bürgerlicher Frauen, und D. sagt, hier findet nichts statt, aber wofür zahlen die Männer dann eigentlich? Und wie kann es sein, dass es nichts mit ihr zu tun hat, wo sie doch dabei ist, wenn es geschieht? Und dann ist Ekel auch noch Attraktion. Mein Kopf dreht sich. Das hier ist so skurril, dass ich für einen Moment an meiner Wahrnehmung zweifle.

Eine Frau fragt, ob es manchmal zu Übergriffen komme. Nein, sagt D., sie habe die Situation immer unter Kontrolle. Keine Gewalt, nie. „Ich will diese Gewaltdiskussion hier nicht“, sagt Juanita Henning nachdrücklich. „Gewalt ist nicht Prostitution. Das ist nicht Prostitution!“ „Ja, ich bestimme hier, was gemacht wird“, sagt D. Aber das stimmt ja eigentlich nicht – sie erfüllt auch nur, was die Freierwünsche sind. Und dass diese Wünsche sich auf „es passiert hier eigentlich nichts“ belaufen, wer soll das glauben?

Wieviele Freier sie habe pro Tag? „Unterschiedlich“, sagt D. „Mal einen, mal zwei.“ „Aber wie kannst du dann die Miete zahlen?“, fragt eine Frau. „Naja, manchmal sind es auch drei oder vier“, sagt D.

Wie das dann ablaufe, möchte eine Frau wissen. „Naja, erstmal muss ich den Typen in mein Zimmer kriegen. Dann setze ich ihn aufs Bett, und wenn er sagt, nein, dann sage ich doch.“, lacht D., „und dann wird die Geldübergabe gemacht und dann kriegt er am besten einen Ball in den Mund, damit er mich nicht vollquatscht.“ Ihr Lachen klingt ganz schön bitter. Je länger wir hier drin sind, desto mehr tut D. mir Leid. Nicht nur, dass sie nicht darüber reden kann, was hier passiert und dass sie verzweifelt bemüht ist, alles kleinzureden, obwohl der Abscheu durchkommt, sie scheint auch noch nicht viel zu verdienen. Stammkunden habe sie keine, sagt sie.

Ob sie darüber rede im Bekanntenkreis, fragt eine Frau. „Eigentlich nicht“, sagt D. „Es wissen nur ganz wenige enge Freunde. Den anderen sage ich, ich arbeite im Sportstudio, die fragen mich eh nie nach der Arbeit. Und wenn ich einen Partner habe, sag ich dem das, was ich mach, aber wir reden da auch nie drüber.“ Ob sie mit den anderen Mädchen im Haus rede? „Nö“, sagt sie, „nur hallo und tschüss.“ Ich denke sofort, dass meine Freunde und Bekannte mich eigentlich dauernd fragen, was ich gerade mache. Aber Prostitution macht halt echt einsam.

„Was ist denn mit den anderen Mädchen hier“, fragt eine, „du bist ja schon ein Sonderfall, oder?“ D. winkt abschätzig ab. „Ja, die, die müssen mehr machen, mehr Leistung und auch mehr Kunden, so 6 oder 7 am Tag, aber ich nicht, ich nicht.“ Aber warum, frage ich mich, müssen die mehr machen? Wenn man doch angeblich ganz gut leben kann davon, und dass, obwohl D. nur sehr wenige Freier hat? Weil sie, im Gegensatz zu D., eben einen Zuhälter haben? Und dann natürlich dieses Abgegrenze, und ich kann es ihr nicht mal übel nehmen. In so einer Situation ist es ein natürlicher Reflex, zu sagen „mir geht’s nicht so schlecht, gugg mal die da, die habens richtig dreckig, die müssen richtig ran“. Die Hierarchien in der Prostitution. Die Escortlady blickt auf die im Wohnungsbordell herab. Und die im Wohnungsbordell auf die im Laufhaus, die sich anglotzen lassen müssen, auf ihrem Hocker auf den Fluren, weil es schon lange Volkssport unter Männern ist, das „Nuttenguggn“. Und die im Laufhaus blicken auf die vom Straßenstrich herab. Sich nach unten abzugrenzen vermittelt wenigstens das Gefühl, eben dort noch nicht angekommen zu sein.

„Lasst euch nicht vollabern, dass das alles so schlimm wäre!“, ruft D. uns hinterher, als wir, nachdem wir danke gesagt haben, aus dem Zimmer gehen.

Danach gibt es in den Räumen des Vereins eine Diskussion. Juanita Henning beantwortet Fragen. Es ist ein bisschen wie im Kuriositätenkabinett, nur mit mehr Gehirnwäsche.

Auf die Frage, ob es hier ein Problem mit Zuhältern gäbe, antwortet Juanita Henning: „Zuhälter, das gibt es nicht, das ist ein erfundener Begriff, um das Umfeld der Prostituierten zu stigmatisieren.“ Und Vorstandsmitglied und Mitbegründer des Vereins Gerhard Walentowitz ergänzt: „Es werden eh nur 2 Zuhälter pro Jahr verurteilt. Bundesweit!“ Danach vergleicht sie Homosexualität mit Prostitution, um auf die Diskriminierung hinzuweisen. Ich sitze da und frage mich, seit wann Prostitution eine sexuelle Ausrichtung oder Präferenz ist. Aber Juanita Henning dreht jetzt erst richtig auf. Prostitution sei verboten, um die Sexualität aller Frauen, auch die der Frauen die keine Sexarbeiterinnen seien, zu kontrollieren. Es sei ihnen nur gestattet, mit Männern Verkehr zu haben, zu denen sie eine emotionale oder soziale Bindung haben. Und es klingt ein bisschen so, als wäre Prostitution befreiend und sehr, sehr feministisch. „Das Monopol, Sex zu kaufen, haben die Männer. Ich finde nichts verwerfliches daran. Aber wir Frauen sollten lernen, das auch so zu machen. Wir brauchen mehr Callboys und so.“ Das Ziel, so scheint es, ist, dass wir ALLE künftig Sex haben, ohne uns um unser Gegenüber, seine Sexualität usw. zu kümmern. So einfach kann es sein.

„Aber die Frau verkauft doch ihre Sexualität“, sagt eine Frau. „Das tut sie nicht, das hat doch mit ihrer Sexualität gar nichts zu tun“, sagt Juanita Henning, die uns gerade eben noch erzählt hat es ginge in der Prostitution um die Befreiung der Sexualität der Frau, „das hat mit ihrer Sexualität gar nichts zu tun. Das hat doch nur was mit der Sexualität des Mannes zu tun, das ist doch alles nur auf seine Bedürfnisse ausgerichtet.“ Aha, denke ich, ein klarer Moment, aber schon ist auch wieder Schluss: „Deswegen werden die Frauen auch nicht krank von der Prostitution, im Kopf jetzt, so Störungen, das haben die alles nicht, weil, das hat mit ihnen und ihrer Sexualität ja nichts zu tun. Die stellen da halt mal kurz ihren Körper zur Verfügung.“

Eine Frau fragt nach den Hells Angels. Die seien kein Problem, sagt Henning. „Überhaupt nicht. Es gibt hier keine Gewalt in der Prostitution. Die treiben fürs Finanzamt die Steuern ein.“ Ungläubige Nachfrage: „Die treiben fürs Finanzamt die Steuern ein?“ „Ja“, sagt Henning, „die Stadt hat sie damit beauftragt und holt das quasi von denen ab.“ „Also kein Problem?“ – „Nein, kein Problem?“- „Und Zwangsprostitution? Und die ausländischen Frauen? Die geschlagen werden oder die Pässe abgenommen kriegen?“ – „Das sind alles nur Klischees, das gibt es gar nicht.“ – „Alles nur Klischees?“ – „Ja, alles nur Klischees.“ Mir schwirrt der Kopf. Erschreckenderweise gibt es hier Frauen, die all das glauben. „Darüber habe ich noch nie nachgedacht“, sagt eine, „aber ja, es stimmt, eigentlich ist das so, das mit der Sexualität der Frau, und es ist auch unfair, dass es keine Bordelle für Frauen gibt.“

Warum die Frauen zu Doña Carmen kämen, fragt eine. Eine berechtigte Frage, denke ich mir, wo es doch keine Probleme geben dürfte. „Das ist wegen der Steuer“, sagt Henning, die uns vorhin noch davon vorgeschwärmt hat, dass sich die Bulgarinnen und Rumäninnen hier in der Prostitution schön ein eigenes Häuschen erwirtschaften und vor allem ihre Familie ernähren könnten. „Wenn die aussteigen, kriegen die Probleme mit dem Finanzamt, die schätzen die, und dann sind die durch. Deswegen kommen die hierher. Wenn die aussteigen, sind die alle pleite und haben Schulden. Total arm.“

Was wollen Prostituierte auch anderes als Steuerberatungen bei einem Verein, der sagt, es gibt keine Zwangsprostitution, keinem Menschenhandel, keine Zuhälter, keine Gewalt in der Prostitution? „Aber machen die Frauen das wirklich freiwillig?“ fragt eine. Juanita Henning schnappt: „Allein die Frage ist schon sowas von diskriminierend!“

Als wir wieder draußen sind, frage ich einige Frauen, ob sie geglaubt haben, was sie da zu hören bekamen. „Teils teils“, sagen sie. Einige fanden es doch arg übertrieben dargestellt. Aber andere wieder haben für voll genommen, was ihnen hier erzählt worden ist.

Ich gehe zurück zur Aktion „Kein Ort des Vergnügens“, einer Aktion, die, anders als Doña Carmen, nicht im Programm der Bahnhofsviertelnacht auftaucht. Abolitionistische Aktivistinnen mehrerer Organisationen haben bunte Plakate auf den Boden gelegt, in denen sie an die ermordeten Frauen in der Prostitution erinnern. Obwohl es sich nur um die Fälle handelt, die recherchiert werden konnten, und nur um Frauen, die in Frankfurt angeschafft haben, sind es erschreckend viele. Menschen kommen näher, legen Rosen auf den Boden und zünden Kerzen an. Es ist ein bedrückendes Bild, und es ist ein heftiger Gegensatz zu dem, was ich soeben gehört habe und auch ein starker Kontrast zu der Umgebung ringsum: mittlerweile sind die Straßen überfüllt, lärmende, trinkende, feiernde Menschen zwischen Freiern, die aus den Bordellen kommen als hätten sie mal eben im Spätshop Zigaretten gekauft. Aktivistinnen drücken den Menschen Flyer in die Hände, diskutieren mit ihnen. Die meisten zeigen sich betroffen. Einige verdrücken Tränchen, andere erzählen, sie hätten auch einen solchen Fall in ihrer Familie, wieder andere berichten von prostituierten Frauen, die in Frankfurt ermordet worden sind und die bisher in keinem Bericht erwähnt wurden.

In einer Nebenstraße tanzen Stripperinnen auf einem Wagen. In einer anderen tummeln sich völlig zugedröhnte Menschen vor einer Druckstube. Eine transsexuelle Prostituierte läuft die Straßen ab und sucht nach Interessenten. Und ich frage mich, muss man hier wirklich feiern? Ist das nicht unpassend, auf dieses Elend, auf die Gewalt hier Glitzer zu streuen und einen Zirkus draus zu machen? Was geht vor in den Menschen, die herkommen um Party zu machen? Ist ihnen bewusst, dass ihr Adrenalinschub, sich in einer so „verruchten“ Gegend aufzuhalten, zutiefst bürgerlich ist? Dass das, was für sie eine einmalige Gelegenheit ist, für andere Alltag und Gewohnheit darstellt?

Und ich frage mich auch, ist es das, was sich die Stadt Frankfurt unter angemessener Aufklärung über Prostitution vorstellt? Zwar sind die Bordellführungen nicht mehr im offiziellen Programm, der Verein Doña Camen aber schon, er soll mit dem späteren Vortrag und der anschließenden Diskussion „aufklären“. Neben all den dort gehörten Phrasendreschereien, Verdrehungen und Verharmlosungen, die mir im Kopf rumschwirren, frage ich mich auch, wie das so ist mit den Hells Angels und der Steuer. Liebe Stadt Frankfurt, stimmt das? Arbeitet ihr mit der Organisierten Kriminalität zusammen, um an eure Kohle fürs Finanzamt zu kommen? Und wenn nicht, warum habt ihr dann nichts dagegen, so dargestellt zu werden? Ist das gut fürs „Rotlichtkiez-ohsooooverruchtundspannend“-Image? Ich wundere mich. Eine Organisation, die konsequent von „sogenannter Zwangsprostitution“ und von „sogenanntem Menschenhandel“ spricht, soll laut offiziellem Programmheft der Stadt Frankfurt über Prostitution aufklären, aber von all den Morden zum Beispiel, von all der Freiergewalt, von den Zahlen, die wir über Prostitution haben, erfahren die Leute erst durch ein paar unermüdliche Aktivistinnen, die nicht mal im offiziellen Programmheft stehen. Es scheint, als wären der Stadt Frankfurt ihre Prostituierten egal. Zumindest, wenn sie wegen vorzeitigen Ablebens keine Steuern mehr zahlen können.

Zuhause finde ich in einem Freierforum Berichte über Frauen aus dem Laufhaus, in dem D. ein Zimmer gemietet hat. Es sind Zitate, die mich schaudern lassen.

„Sehr geil! Dann können wir die geile Stute auch schwanger AO reiten!“

„Ja die Kleine steht “leider” irgendwie daneben!

laß du dich mal täglich von ca. 30 Typen bumsen und besamen.und das Crystal gibt ihr den Rest.“

„Super Bilder! Da muß sie aber in der Nacht davor ordentlich durchgezogen worden sein, so rot wie ihre Muschi ist!“

„S. ist eine sehr devote Nutte, manchmal macht sie AVO. Steht unter Drogen, ist absolut willenlos. Kannst alles in ihr machen und ihr alles unten reinstecken. Auch Flaschen, Kerzen usw. Macht nur AO. Hat ein Schwämmchen drin zur Verhütung, lach. Ich ficke sie regelmäßig hart durch und spritze tief vor ihrer Gebährmutter ab.“

„Hi Leute, auch ich war heute mal bei der (ist absolut nicht böse gemeint) schwangeren Mülltonne “S.” und habe diese (so gut es ging) schön und innig besamt. Das Mädchen ist nur wie bereits erwähnt hochschwanger (im Februar kommt das Kind raus und weg sagte sie) und leider wirklich heftigst drauf und so krass verpeilt, dass man sich eigentlich gar nicht richtig auf’s ficken konzentrieren kann. (man kann sich auch nur sehr schwer mit ihr unterhalten) Sie ist trotz allem sehr nett und ich habe viel mit ihr gelacht, wir hatten beide unseren Spaß, aber irgendwie tut sie mir irgendwo leid. Ich werde sie die Tage auf jeden Fall nochmals besuchen…“

„War gestern auch dort und habe mich nach ihr umgeschaut, aber in dem Zimmer wo sie vorher war, was auch auf den Bildern zu sehen ist, ist jetzt eine etwas molligere Türkin mit 3-6 Muttermalen im Gesicht… hat sich dann nach Absprache für 25€ ohne Ficken und Besamen lassen.

Sexspielzeug ist kein Problem. In einem anderen Forum wird beschrieben, dass sie einen Dildo eingesetzt hat den sie irgendwo gefunden hat.“

„Wenn sie nicht schwamger ist, fress ich nen Besenstiel…….. Die ist ja mal total durch: Fetter Kugelbauch, fettige Haare, die Füsse in den Badelatschen zur Schau getragen an vielen Stellen total lädiiert, total zerzauste fettige und blondierte Haare….. Wenn ich an ihre Anfangszeit zurück denke……. Auf sie wird offensichtlich fremd gesteuert zu viel Druck aussgeübt oder Kohle rausgepresst……..“ (alles aus dieser Quelle)

„L. gilt ja als eines der größten Spermaendlager im BHV. Der Beschreibung oben ist nicht hinzu zu fügen, ich finde sie typisch Ziggo-Nutten-Hübsch. Kaum nähert man sich ihrem Zimmer beginnt sie eine Show mit Tittenzeigen, Fotze massieren (in meinem Fall hatte sie nur einen BH an, kein Höschen) und fasst einem sofort an die Hose. “Komm Schatzi, spritzen Sperma in mein Muschi”. Was soll man da machen? Auch der Preis war mit €30 in Ordnung.“ (Quelle)

„Am frühen Abend war S. auch schon einigermaßen dicht, sei es von ihren Medikamenten oder anderen psychoaktiven Substanzen. Sie saß in einem ihrer merkwürdigen Pseudo-Nuttenfummel auf dem Bett und miaute als ich eintrat. Einen beherzten Zungenkuss und meine gierigen Grabbelfinger an Titten und Möse ließ sie einfach geschehen. Ohne Gequatsche zog ich zuerst mich aus, dann sie. Eine 3-Finger-Probe in ihrer von der Geburt zerfurchten, wulstigen Möse ergab einen soliden Spermapegel in der Nutte.“ (Quelle)

Aber ist ja alles kein Problem. Denn Ekel bedeutet ja, jemanden attraktiv zu finden. Und wird eh in der Prostitution nie empfunden. So habe ich es heute gelernt.

Darauf ein Bier, eine Zigarette, ein bisschen laute Musik, und Party mit den KollegInnen – Bahnhofsviertelnacht Frankfurt olé! Denn wenn das hier kein Grund zum Feiern ist, was ist es dann?

(C) Huschke Mau 2017