Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 4: Reduzierung schwerer Gewalt gegen Frauen in der Prostitution

    Ein Freier, der in Deutschland zu einer Prostituierten geht, tut dies mit einem anderen Mindset als ein Freier in Schweden. In Deutschland ist Freiertum nichts Illegales, das Verhalten des Freiers wird also vom Gesetzgeber gedeckt. Er fühlt sich dadurch im Recht und meint, ein Anrecht auf die gekaufte Sexualität zu haben. Gewalt oder Übergriffigkeit kann er hinter dem Begriff „Dienstleistung“ verstecken. Die Regeln, die Prostitution betreffen – Anmeldung, Steuern, Sperrbezirk – betreffen fast ausschließlich die Frau. Das macht sie erpressbar und erhöht ihre Verwundbarkeit.


    In Schweden hingegen wissen Männer, dass bereits das Anbieten von Geld für Sex strafbar ist. Sie fürchten soziale und rechtliche Konsequenzen wie Geldstrafen, familiären Streit oder gesellschaftliche Ächtung. Sie wissen, dass die Frau die Polizei rufen kann, ohne selbst belangt zu werden. Das verändert das Machtverhältnis leicht zugunsten der Frauen.

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    Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 3: Weniger Frauen in der Prostitution & der erleichterte Ausstieg

      In Ländern mit dem Nordischen Modell sinkt die Zahl prostituierter Frauen signifikant – dank verringerter Nachfrage, erleichtertem Ausstieg und Rückgang von Menschenhandel. In Schweden halbierte sich die Straßenprostitution bis 2008. Dänemark hatte zehnmal mehr Prostituierte, obwohl es weniger Einwohner hat. 2008 arbeiteten in Schweden nur noch ca. 600–1.000 Frauen in der Prostitution – zwei Drittel weniger als zuvor.

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      Ein paar nächtliche Gedanken kurz vor Ostern

        Vor einiger Zeit habe ich mich der aufsuchenden Arbeit eines Vereins in meiner Stadt angeschlossen. Das bedeutet, ich gehe mit in die Bordelle. Wir bringen den Frauen kleine Geschenke mit, schwatzen ein bisschen mit ihnen, geben ihnen Kärtchen des Vereins, damit sie wissen, an wen sie sich wenden können, falls sie Hilfe brauchen.


        Davor, in die Bordelle zu gehen, hatte ich lange Hemmungen. Angst, dass blöde Erinnerungen hochkommen. Aber mir war auch der Gedanke unangenehm, vor einer halbnackten Frau zu stehen, ich angezogen, sie in der Prostitution, ich nicht (mehr)… und wie verhält man sich da, „auf der anderen Seite“? Wäre ich die halbnackte Frau im Puff, wüsste ich zumindest, welche Rolle ich zu spielen hätte.

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        Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 2: Die Anzahl der Freier reduziert sich

          Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 2: Die Anzahl der Freier reduziert sich

          In Ländern, die ein Sexkaufverbot eingeführt haben, ist ein deutlicher Rückgang der Anzahl an Freiern zu beobachten. Grund dafür sind mögliche Konsequenzen wie Geldstrafen, soziale Ächtung, der Verlust des Arbeitsplatzes oder familiäre Konflikte. Diese abschreckenden Effekte zeigen messbare Auswirkungen. Die schwedische Evaluation des Gesetzes im Jahr 2008 bestätigt, dass es das Verhalten von Freiern direkt beeinflusst. So kauften 1996 – also vor Einführung des Gesetzes – noch 13 % der Männer in Schweden sexuelle Dienstleistungen. Im Jahr 2008, etwa zehn Jahre nach Einführung des sogenannten Nordischen Modells, waren es nur noch 8 %. Eine weitere Umfrage aus dem Jahr 2014 ergab, dass lediglich 0,8 % der schwedischen Männer angaben, in den vergangenen zwölf Monaten sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen zu haben.

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          Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 1: Die Einstellung der Gesellschaft zu Sexkauf ändert sich


            Gesetze haben eine starke normative Wirkung, was sich besonders im schwedischen Sexkaufverbot zeigt. Der Wandel in der gesellschaftlichen Haltung lässt sich darin erkennen, dass Bordellbesuche nicht mehr als Ausdruck von Männlichkeit, sondern als Respektlosigkeit gegenüber Frauen wahrgenommen werden. Dieser Wandel ist eine direkte Folge des Nordischen Modells, das die gesellschaftliche Sichtweise verändert hat. In Schweden wird die Nutzung von Prostitution nicht mehr als normal oder akzeptabel betrachtet. Freier finden keine gesellschaftliche Unterstützung für ihr Verhalten. Die Prostituierte wird nun als Opfer angesehen, während der Freier als jemand betrachtet wird, der sexuell ausbeutet.

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