Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 9: eine Gesellschaft, die abstumpft gegenüber Gewalt gegen Frauen

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Überall dort, wo Freiertum als für Männer okayes Verhalten und Prostitution als normaler Job hingestellt wird, stumpft die Gesellschaft ab, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht. Das sehen wir z.B. in Deutschland.

Man kann es gut daran sehen, wie in den Zeitungen über Prostitution berichtet wird. Da ist von Verharmlosungen (Bordelle als „Liebestempel“, Frauen als „Liebesdienerinnen“, Prostitution als „Liebesdienste“) bis zu anzüglichen Altherrenwitzen („Abstecher im Puff“, „Verkehr im Bordell geregelt“, „Bordell erregt die Gemüter“) alles dabei.



Deutlich sichtbar: während auf der einen Seite das Handeln der Freier verklärt wird, der Missbrauch geleugnet wird, sind die betroffenen Frauen noch immer Gegenstand von Anzüglichkeiten und Doppelmoral. Sie sind noch immer stigmatisiert. Was real passiert ist, dass die Medien sich auf die Seite der Freier schlagen und deren Sichtweise reproduzieren.

Das sieht man auch an den Einladungen zu Talkshows. Bis vor einigen Jahren – also bis ein größeres Verständnis dafür herrschte, das Prostitution Gewalt ist – waren Bordellbetreiber regelmäßig in Talkshows zu Gast und durften verharmlosen, was sie da taten.
Bert Wollersheim, damals Bordellbetreiber aus Düsseldorf und in den 90er Jahren wegen erpresserischem Menschenraub verurteilt (eine „seiner“ Frauen wollte nicht mehr für ihn anschaffen, also ließ er sie entführen & hielt sie gefangen), tingelte als „schillernder Rotlichtkönig“ verklärt durch die Shows.

Michael Beretin, Marketingchef des Bordells Paradise in Stuttgart und später wegen Menschenhandels und Zwangsprostitution verurteilt, durfte sich in Talkshows als ganz normaler Geschäftsmann präsentieren.
Marcus Prinz von Anhalt, Bordellbetreiber, sorgte gleich in mehreren Shows für Unterhaltung – und zwar nachdem er wegen gefährlicher Körperverletzung, Zuhälterei und Menschenhandel verurteilt worden war. Gerne wurden auch Frauen eingeladen, die behaupteten, gerne und freiwillig in der „Sexarbeit“ tätig zu sein. In den Zeitungen wurde immer abgestumpfter und entproblematisierter über Prostitution gesprochen.

Sportreporter empfehlen in Kolumnen der Nationalmannschaft, vor dem Spiel doch mal in den Puff zu gehen, das wäre gut für die Leistungssteigerung.

Einige Fußballclubs, wie der SV Sandhausen, ließen sich von Bordellen sponsorn oder belohnten ihre männlichen Zuschauer mit Getränkebons, der ausschließlich im nächstgelegenen Bordell galt, wie der österreichische SV Gössendorf 2018. Der Störtebeker SV feierte seine Meisterschaft 2015 gleich selbst im Bordell.

Menschen wie Michel Friedman, der 2003 bewusst ukrainische Zwangsprostituierte gebucht hatte, müssen sich in der deutschen Medienlandschaft nicht schämen. Der Mann, der Frauen telefonisch bestellt hat, von denen er wusste, dass sie nicht freiwillig „arbeiten“ – der sie also missbrauchen wollte, ist heute wieder ein gefragter Moderator im Fernsehen.

Weitere Beispiele für die Verrohung der Gesellschaft in Sachen Prostitution: 2016 wertete das Sozialgericht Hamburg es als Arbeitsunfall, dass eine Zwangsprostituierte, bei dem Versuch, ihrem Zuhälter zu entkommen, aus dem Fenster sprang und sich verletzte. In Niedersachsen und NWR wurden Sexualstraftäter aus dem Knast in Bordelle gefahren, damit sie „normalen Umgang mit Frauen erlernen können“. (Den Frauen war das übrigens vorher nicht gesagt worden.)

2013 erschien von der Berliner Gleichstellungsbeauftragten das Buch „Rosi sucht Geld“, ein Buch, das Kinder über den Berliner Strich aufklären sollte, Prostitution aber verharmloste, und in Sachbüchern für PädagogInnen werden diese angeregt, ihre Zöglinge mal einen „Puff für alle“ entwerfen zu lassen, denn „kein Mensch und keine Lebensform soll vergessen oder nicht berücksichtigt werden“.

Bei all diesen Schilderungen kommt nicht vor: was wirklich geschieht in der Prostitution, nämlich Gewalt.

Eine Gesellschaft, die Prostitution akzeptiert, ist eine Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen akzeptiert. Und die sie öffentlich als lustiges, buntes Spektakel oder als ganz normale Sache darstellt. Damit muss Schluss sein.

Eine realistische Darstellung der Faktenlage ist die erste Aufgabe des Journalismus!

© Huschke Mau