Ist Prostitution in kleinen Wohnungsbordellen sicherer als in Megapuffs?

    Auch ich habe mich anfangs in Wohnungsbordellen prostituiert, und in der NZZ wird gerade beschrieben, dass sich in Zürich ein Streit um diese kleinen Wohnungsbordelle entzündet hat. Wohnungsbordelle sind ganz normale Wohnungen in Mietshäusern, nur, dass dort eben 2 oder mehr Frauen sich prostituieren. Es könnte die Wohnung neben euch sein.
    Die Frauenberatungsstelle FIZ in Zürich plädiert dafür, diese Wohnungsbordelle in Wohngegenden zuzulassen. Der Gemeinderat äusserte, „Prostituierte seien in sexgewerblichen Kleinstsalons besser vor Zwangsprostitution und Ausbeutung geschützt und könnten so in der Regel wirtschaftlich unabhängig und selbstverantwortlich arbeiten.“.

    Ist das so?

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    Was ist der Unterschied zwischen einem Prostitutionsverbot und einem Sexkaufverbot?

      In China sind sowohl Sexkauf ( = Freiertum) als auch Prostitutionsausübung illegal. Wie die ZEIT berichtet, hat das chinesische Parlament beschlossen, dass Freier und Prostituierte nun nicht mehr willkürlich festgenommen und festgehalten werden können. Von ersten Entlassungen aus Arbeitserziehungslagern wird berichtet. Allerdings bleibt beides, Ausübung und Nutzung der Prostitution, illegal, Gefängnis- und Geldstrafen bleiben weiterhin bestehen.
      Das ist ein schrecklicher Zustand, weil zwei Menschen, die unterschiedliches tun, gleich bestraft werden. Die eine Person versucht, alles, was sie hat, irgendwie zu Geld zu machen, um ihr Überleben zu sichern. Die andere Person nutzt ökonomische Machtmittel, um sich sexuellen Zugang zu verschaffen, der ihr sonst verwehrt bliebe.
      Das auf eine Stufe zu stellen ist unsäglich.
      Denn natürlich hat eine jede Person das Recht, mit ihrem Körper zu machen, was sie will und ihn notfalls dazu einzusetzen, ihr Überleben zu sichern. Das zu bestrafen, ist irre.
      Hingegen Freier zu bestrafen, die ja mit dem Körper ANDERER unter Ausübung von Druck und Macht machen, was sie wollen, erscheint richtig.
      Prostitutionsverbote sind furchtbar und führen zu gar nichts ausser dazu, dass prostituierte Frauen (Mädchen, Jungs) der Gewalt der Polizei ausgeliefert sind.
      Das ist der Unterschied zwischen einem Prostitutionsverbot und dem Nordischen Modell, dass nur den Sexkauf sanktioniert.
      In China werden Freier UND Prostituierte festgenommen und bestraft.
      In Schweden werden NUR die Freier zur Verantwortung gezogen, während man dort übereingekommen ist, dass bei der Prostitutionsausübung keine strafbare Handlung vorliegt. Statt Erziehungslagern für Prostituierte gibt es dort Ausstiegsangebote und Hilfe.
      Merke: Prostitutionsverbot doof, Sexkaufverbot prima.

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      Wenn Prostitution ein Job wie jeder andere ist, werden sexuelle Dienstleistungen einklagbar

        Prostitution als „Job wie jeder andere“ – das bedeutet, Männer können Sex ganz legal einklagen. Vielleicht bald auch bei uns. Warum? Darum:

        Heute mal ein kurzer Ausflug in das Gebiet der Rechte von uns Prostituierten, was Honorare und „Vertragserfüllung“ angeht. Kann ein Freier diese „Dienstleistung“, also den Sex, einklagen? Vorsicht, es wird schlimm – denn genau dies könnte bald auch bei uns (wieder!) der Fall sein.

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        Wie die Medien so über Prostitution schreiben

          Es gibt so Artikel, die kann man als Exprostituierte echt nicht lesen, ohne sich verletzt zu fühlen über den tiefsitzenden Hurenhass dieser Gesellschaft.
          Die österreichische KronenZeitung berichtet in extrem prostituiertenfeindlicher Weise über nicht minder prostituiertenfeindliche Polizeiaktionen in Innsbruck. Der Artikel strotzt nur so vor widerlich-süffisanter Altherrenwitzfrauenverachtung – hier greift das Prostituiertenstigma mal wieder enorm.

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          Was braucht es in Sachen Prostitutionspolitik?

            Ich als Exprostituierte kann folgendes sagen:
            Wir können uns noch jahrelang daran abarbeiten, ob es irgendwo eine Prostituierte gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, sagt, dass sie es freiwillig macht.
            Und dann können wir weiterhin jahrelang so tun, als würde das rechtfertigen, dass Prostitution als System existiert.
            Weiterhin jahrelang so tun, als würden wir nicht merken, dass Prostitution sexuelle Gewalt ist.
            Weiterhin jahrelang so tun, als wäre es okay, dass Frauen und Mädchen darauf reduziert werden, sexuelle Bedürfnisse von Männern zu befriedigen, unter Hinnahme psychischer, physischer und emotionaler Schaden.
            Weiterhin behaupten, der sexuelle Missbrauch wäre okay, bloss weil er kommerzialisiert ist – und irgendwer, und meistens sind es nicht wir prostituierten Frauen, Geld dafür bekommt.
            Wir können und sollten aber endlich den Fokus auf die Freier legen.
            Was machen Freier?
            Freier üben einen sexuellen Akt an Frauen und Mädchen aus, die ohne Entschädigung nicht mit ihnen schlafen würden. Warum die Entschädigung? Weil ein Schaden entsteht. Der Schaden ist: SEx mit jemandem haben zu müssen, mit dem man keinen Sex haben will. Was ist das? Doch nichts anderes als Vergewaltigung.
            Freier bekommen NATÜRLICH von uns zu hören, dass wir das gerne machen. Sie bezahlen uns ja dafür, dass wir sagen, dass wir es gerne tun! Aber was wirklich dahinter steckt, das wissen sie nicht – und sie wollen es nicht wissen. Sie werden nie, niemals, zu 100% sicherstellen können, dass sie gerade KEINE Zwangsprostituierte im Bett haben.
            Dieses Risiko nehmen sie in Kauf, weil ihnen ihre sexuelle Befriedigung wichtiger ist als die Frage, ob wir prostituierte Frauen diesen Sex wirklich wollen.
            Freier gehen bewusst und jedes Mal das Risiko ein, eine Vergewaltigung zu begehen.
            Freier sind Täter!
            Es geht so langsam voran. Ich weiss, dass es wehtut, hinzusehen. Jeden Tag gehen 1,2 Millionen Männer in Deutschland zu Prostituierten. Es sind eure Väter, Brüder, Ehemänner, Partner, Chefs, Arbeitskollegen. Niemand will sich vorstellen, dass die Männer, mit denen man täglich Umgang hat, heimlich so etwas tun. Aber viele von ihnen tun es eben. Wenn wir wegschauen, können wir weiter so tun, als wäre die Welt heil. Ich verstehe, dass das ein Verdrängungsmechanismus ist, der dem Selbstschutz dient.
            Wir wissen aber, dass der kommerzialisierte sexuelle Missbrauch in Deutschland existiert.
            Und an der Basis brodelt es.
            Politikerinnen und Politiker aller Parteien (außer der AfD, die braucht kein Mensch) sollten jetzt:

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            „Wenn wir das Nordische Modell einführen, wandert Prostitution in den Untergrund“ – eine kleine Aufklärung

              Bundesjustizministerin Christine Lambrecht warnt vor „Prostitution in dunklen Ecken“ und meint, die Einführung des Nordischen Modells sei keine Lösung, denn es gäbe nachher immer noch Prostitution – und mir als Frau aus der Prostitution geht bei solchen Aussagen so derbe die Hutschnur hoch.

              Eine kleine Aufklärung über „den Untergrund“ tut Not.

              Das erste ist: Das Nordische Modell beendet nicht die Existenz von Prostitution. Soweit ist das richtig. Es dezimiert sie aber, und zwar enorm. In Schweden geht die Prozentzahl der Freier, gemessen an der Gesamtbevölkerung, jedes jahr um 0,5 % runter und ist mittlerweile bei phänomenalen 7%. Davon können wir hier in Deutschland nur träumen – je nach Statistik ist es hier jeder 3. Mann, der geht, 90%, die schonmal im Bordell waren (was nicht heisst, dass sie es immer noch tun, auch einmalige Ausflüge ins Milieu gelten) oder 3 von 4 Männern, die schonmal Prostitution genutzt haben. Könnten wir das auf 7% Freier runterschrauben, wäre das schonmal ein massiver Fortschritt! Davon mal abgesehen: Die Einführung der Strafbarkeit von Mord hat auch nicht dafür gesorgt, dass es keine Morde mehr gibt. Uns allen ist aber ja wohl klar, dass es noch mehr Morde geben würde, wenn Mord nicht strafbar wäre, oder?

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              „Wenn wir das Nordische Modell einführen, nehmen wir behinderten Männern die einzige Möglichkeit, Sex zu haben“ – ist das so?

                Während meiner Zeit in der Prostitution hatte ich keinen einzigen behinderten Freier.
                Dennoch wird jetzt so getan, als würde die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland massenhaft Behinderte diskriminieren, weil die dann keine Möglichkeit mehr hätten, Sex zu haben.
                Dazu kurz ein paar Worte.

                Erstens sind die meisten Freier nicht behindert. Sie sind nicht mal Männer, die „sonst nicht an Sex kommen“. Denn weit über die Hälfte der Freier lebt in einer Ehe oder Beziehung. Statistiken zeigen zudem, dass Freier selbst ausserhalb ihrer Prostitutionsnutzung viel mehr Sexualpartnerinnen haben als Männer, die nicht zu Prostituierten gehen. „Prostitution ist für Männer, die aus welchen Gründen auch immer sonst keinen Sex haben können“ – das ist also ein Argument, das so schon gar nicht zutrifft.

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                Zwischen den Fronten

                  Waaaaaah. Gerade macht Presseschau mal wieder überhaupt keinen Spass.
                  Die FPÖ in Österreich möchte Asylbewerberinnen verbieten, mit Prostitution Geld zu verdienen, während ihr Verfahren noch läuft.

                  Erstmal den Kopf aufräumen. Und dann feststellen: wir Frauen in und aus der Prostitution sind mal wieder die Gearschten. Aber von vorne.

                  Österreich ist ein Land mit einer äusserst konservativen Prostitutionspolitik. Das bedeutet: Freier sein ist voll okay, Prostitution ist voll okay, Prostituierte sind pfui. Und weil sie pfui sind, müssen prostituierte Frauen dort alle 6 Wochen zu einer verpflichtenden medizinischen Untersuchung. Ja, ihr habt richtig gelesen: UNTERSUCHUNG. Nicht Beratung. UNTERSUCHUNG. Ja, das bedeutet: so richtig mit ab auf den Gynstuhl, Beine breit und drin rumfummeln. Unschön? Nicht nur das. Sondern ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde und gegen die körperliche Selbstbestimmung von Frauen. Und wenn ich mir das mal kurz erlauben darf: unsere werte CDU hier wollte genau das ins 2017 in Kraft getretene ProstSchG einschreiben. Denn augenscheinlich kommt es bei prostituierten Frauen auf einmal mehr Beinebreitmachen dann schon gar nicht mehr an. Aber wir wundern uns ja nicht jetzt, dass von Frauenfeinden frauenfeindliche Vorschläge kommen.
                  Jedenfalls ist es in Österreich so, dass Asylbewerberinnen und Asylbewerber nicht arbeiten dürfen, während ihr Verfahren läuft. So weit, so scheisse. Aber prostituieren dürfen sie sich. So weit, so noch scheisserer. Es riecht nach Kolonialismus hier und nach einer fetten Kombi aus Rassismus und Frauenverachtung – die Arbeitsplätze dürfen AsylbewerberInnen keinem wegnehmen dürfen, gell, aber unseren weissen Herren die Schwänze lutschen, das geht. Passt schon.

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                  Minderjährige in der Prostitution

                    Während meiner Zeit in der Prostitution hat mich, selbst als nicht klar war, ob ich volljährig bin, NIE ein Freier gefragt, wie alt ich eigentlich WIRKLICH bin. Und auch nie, ob ich freiwillig hier bin. Bin ich damit ein Einzelfall?

                    In Hamburg stehen zwei Männer vor Gericht.
                    Sie haben einem Mann ein 15-jähriges Mädchen „abgekauft“. Auch dieser hatte es zur Prostitution gezwungen, es ist nicht klar, wie lange schon.
                    Dann haben sie das Mädchen an Freier vermittelt. Ihre Einnahmen hat sie abgeben müssen, um ihre „Schulden“ ( = ihren Einkaufspreis) bei ihren neuen Zuhältern abarbeiten zu müssen.
                    Schliesslich hat sich die Polizei verdeckt auf eine der Anzeigen gemeldet, in denen sie als frisch 18 geworden beworben wurde und liess die Sache hochgehen.

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