Frauen in der Prostitution sind erheblicher Gewalt ausgesetzt. Alle Frauen sind das, aber wir sind eine besondere Zielgruppe dafür. Ich möchte heute nicht von der Gewalt „drumherum“ reden, von den über 80 Morden an prostituierten Frauen in Deutschland seit 2002, von all den ungezählten und unangezeigten Vergewaltigungen, Übergriffen, Bedrohungen.
Sondern heute möchte ich darüber sprechen, warum Prostitution an sich Gewalt ist.
Prostitution ist Gewalt, weil das JA, das wir prostituierte Frauen zum sexuellen Akt geben, eigentlich nicht den sexuellen Akt betrifft. Es betrifft nur das Geld. Es ist ein „Ja“ zum Geld, das wir brauchen, es bleibt ein „Nein“ zum Sex. Der Sex an sich ist nicht gewollt. Wir nehmen ihn „in Kauf“ – daher kommt dieser Begriff auch, „etwas in Kauf nehmen“. Du kaufst etwas, ich will es nicht, muss es aber dulden.
Wir reden in Deutschland seit Jahren über Konsens. Darüber, dass Sex ein enthusiastisches JA! Von beiden Seiten braucht. Darüber, dass ein „Ich mag eigentlich nicht, aber mach halt“, ein „Ja“ aus Angst, ein erpresstes „Ja“, ein „ich dulde es“ oder ein Zustand, in dem weder nein noch ja gesagt werden kann (z.B. durch Ohnmacht, Intoxikation, Betrunkensein) nicht ausreicht, um von einem gegebenen Konsens sprechen zu können. Die sexuellen „ehelichen Pflichten“, vormals im Gesetz verankert und mit dem Zusatz versehen, die Frau habe den Mann dabei gefälligst nicht merken zu lassen, dass sie ihn lediglich erduldet, wurde aus dem Gesetzbuch gestrichen. Wir sind der Meinung, dass keine Frau Sex erdulden muss, den sie eigentlich nicht möchte.
Warum sollte das anders sein, nur weil ein Geldschein die Hände wechselt?
Finden wir, dass es Frauen zumutbar ist, Sex zu erdulden, den sie eigentlich nicht möchten, ja oder nein? Das ist die Frage.
Immer wieder kommt dann das „Argument“, Prostitution sei halt Sexarbeit, und wie bei jeder Arbeit käme es halt vor, dass man sie manchmal nicht gerne macht. Arbeit an sich sei ja schon Zwang. Ich stimme zu, dass Arbeit unter kapitalistischen Bedingungen Zwang ist, aber was bedeutet das dann für Prostitution, also für „Sexarbeit“? Das ist dann halt Sex unter Zwang. Und das sollen wir dann okay finden, nur weil andere Leute unter kapitalistischen Bedingungen zu anderen Dingen gezwungen sind, z.B., Arbeiten zu verrichten, die sie eigentlich ablehnen? Das ist kein Argument, zu sagen, Sex unter Zwang ist okay, weil, andere stehen zwangsweise an der Nähmaschine oder am Fliessband. Das eine Unrecht macht das andere nicht wett. Es ist dies ein reines Ablenkungsmanöver. Davon mal abgesehen lässt sich daran eben gut zeigen, dass Prostitution eben keine „SexARBEIT“ ist: denn Arbeit unter Zwang wäre Zangsarbeit, aber Sex unter Zwang kann niemals Zwangsarbeit sein, er ist immer sexueller Missbrauch, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung.
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