Es war, als würde diese Gesellschaft zu mir sagen: „Prostitution ist nicht das Problem, damit ist alles cool. Du bist das Problem.“

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Dankesrede anlässlich der Verleihung des Nikolaus-Einkraft-Preises im rheinland-pfälzischen Landtag.

Vielen Dank für die nette Laudatio und auch für den Preis.

Mein Name ist Huschke Mau, ich war, mit Pause, 10 Jahre in der Prostitution. Wie bei so vielen Frauen und Mädchen war ich sexuell traumatisiert, in einer ökonomischen Notlage und hatte einen Mann, der mich in die Prostitution eingeführt hat. Bei mir war dieser Mann ein deutscher Polizist – mein erster Zuhälter. Ich war in Wohnungsbordellen und im Escort.

Mein Ausstieg hatte lange gedauert, mehrere Jahre. Als ich mich an eine Fachberatungsstelle gewandt und um Hilfe beim Ausstieg gebeten habe, hat man mir gesagt: „Der Job ist nicht das Problem, das ist ein Beruf wie jeder andere. Aber wenn SIE das nicht mehr machen wollen, gehen Sie doch einfach nicht mehr ins Bordell und fertig.“ Ich habe nie wieder nach Hilfe gefragt.
Ich habe lange nicht gesprochen über das, was ich in der Prostitution erlebt habe. Wenn ich die Wohnung verlassen habe, habe ich auf plakatwandgroße Puffwerbung geblickt. Wenn ich ein Taxi bestellt habe, musste ich dazusagen, dass ich eins ohne Bordellwerbung möchte. Wenn ich Zeitung gelesen habe, wurde von „Sexarbeit“ gesprochen. Es war, als würde diese Gesellschaft zu mir sagen: „Prostitution ist nicht das Problem, damit ist alles cool. Du bist das Problem.“ Durch die permanente Konfrontation damit, was man mit mir und anderen Frauen und Mädchen machen kann, habe ich lange geschwiegen.

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One Billion Rising 2019 – Sprengt die Ketten!

    Gestern, am 14. Februar, habe ich als Prostitutionsaussteigerin bei One Billion Rising München sprechen dürfen. Das hat mich sehr gefreut, denn wenn es gegen Gewalt gegen Frauen geht, wird die Prostitution oft nicht erwähnt. Im Gegenteil, in Deutschland wird sie oft noch immer als „körperliche Liebe“ oder „sexuelle Dienstleistung“ bezeichnet. Dabei ist Prostitution das Gegenteil sexueller Selbstbestimmung: der eine Part will Sex, der andere nicht – Geld soll das regeln.
    Die Zustimmung der prostituierten Frau erfolgt zum Geld, nicht zum Sex. Der Sex bleibt ungewollt. Und ungewollter Sex ist Missbrauch, Vergewaltigung.
    KONSENS KANN NICHT ERKAUFT WERDEN.

    Prostitution ENTSTEHT aus Gewalt, denkt doch an all die Frauen, die in der Prostitution sind, und die als Kind missbraucht worden oder später vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen worden sind.
    Prostitution IST Gewalt, denn ein NEIN kann nicht wegbezahlt werden.
    Prostitution FÜHRT ZU Gewalt, über 80 Morde an prostiuierten Frauen seit 2002 allein in Deutschland.

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    Der Gentleman der Woche: Kolumnist Kai Klankert von der Saarbrücker Zeitung

      Dieser Artikel erschien zuerst bei den Störenfriedas

      Sorry, dass ich erst jetzt schreibe, Kai, obwohl der Shitstorm gegen Dich ja schon gestern Abend stattgefunden hat. Aber ich konnte mich echt nicht entscheiden, welche Überschrift ich wählen soll: „Hi Kai“ (ahahaha) oder „Kolumnist Kai Klankert kriegt Kloppe“ (jaaaaa, schlechte Alliterationen kann ich auch!!!).

      Naja, egal, zum Thema. Du bist stellvertretender Leiter des Ressorts Sport bei der Saarbrückener Zeitung und hast in Deiner Kolumne der deutschen Nationalmannschaft empfohlen, es doch mal wie die Mexikaner zu machen: „Eine kleine Sex-Party wäre hilfreich“. Du begründest das wie folgt: „Joachim Löw könnte gerne auch noch kreativer werden. Eine kleine Sex-Party mit 30 Escort-Damen hat auch der mexikanischen Mannschaft nicht geschadet, wie wir eindrucksvoll feststellen mussten. Die Mexikaner waren befreit von jedem Druck, spritzig. Da müssen wir hinkommen. Und zwar schnell. Einen Fehlschuss gegen Schweden können wir uns nicht mehr erlauben.“

      Dazu kann ich als ehemals prostituierte Frau Dir Folgendes sagen:

      Erstens, mach Dir keine Sorgen, Kai. Das sind Fussballer. Die gehen sowieso in den Puff, denn sie gehören zu einer der größten Freiergruppe, die es gibt. Aber sie gehen erst nach dem Spiel – Du als Sportheini müsstest das wissen.

      Zweitens, Du kommst doch aus Saarbrücken. Ihr seid doch DER Hotspot für Prostitution an der Grenze. Du lebst also mittendrin und weisst trotzdem noch nicht, das Prostitution Gewalt und frauenverachtend ist? Ach so, ich vergaß – eure Fussballvereine iim Saarland sind ja eh bissl durch – wie der SV Oberwürzbach, der sich vom Management einer Pornodarstellerin sponsorn lässt. Dieses Management hat mit dieser Frau unter anderem Filme gedreht die so nette Titel tragen wie „Inzest – Papa Dein Schwanz ist zu groß!“ Ich will jetzt nicht gemein sein, Kai, aber ich glaube, ihr in Saarbrücken habt zu oft einen Ball an den Kopf gekriegt.

      Außerdem, das mit dem Fehlschuss gegen Schweden, den “wir” uns nicht mehr leisten können – in Schweden ist Prostitution als Gewalt gegen Frauen anerkannt, Freier werden bestraft dafür, dass sie gegen Geld eine Frau missbrauchen. Dort fliegen Typen, die in den Puff gehen, aus den Fussballmannschaften raus – zu Recht. Mit denen will dort nämlich keiner spielen.

      Fair play geht echt anders. Fair play sollte nicht nur unter Männern stattfinden, fair play gilt auch gegenüber Frauen. Aber wenn man sich Deine Facebookseite so anschaut, wundert man sich nicht mehr: Du likest vor allem Frauenfussballseiten und –spielerinnen und bist in einer Gruppe, die „Trainer unter sich“ heisst. Das hat schon bissl was von Creep, weisst Du das?

      Egal. Ich will nicht nur gemein sein und auf Dir rumhacken. Deswegen, zwei Dinge.

      Erstens ein Lob dafür, dass Du Dir so Gedanken darum machst, wie man der schlandschen Mannschaft zum Sieg verhelfen könnte. Da alle Mittel Recht sind, würde ich vorschlagen, Du machst den Anfang und hältst, bis die 30 Escortdamen bei der deutschen Mannschaft angekommen sind, selber den Arsch hin. Dein Arsch ist nicht schlechter als unsere Ärsche, also nur Mut, Kai! Wir müssen schliesslich alle Opfer bringen, nicht nur die prostituierten Frauen, die Du hier als Mittel zum Zweck der Leistungssteigerung zur Benutzung freigegeben sehen willst – geh mit gutem Beispiel voran!

      Und zweitens, soviel Einsatz muss belohnt werden: Deswegen nominiere ich Dich hiermit zum „GENTLEMAN DER WOCHE“.

      Aber, das muss dazugesagt werden, dieser Titel gehört verteidigt. Ein weiterer Anwärter auf ihn ist die Redaktion der Saarbrücker Zeitung. Ich schätze, ihr müsst euch den Titel teilen.

      Denn nachdem sich gestern Abend sehr viele Frauen auf eurer Facebookseite darüber beschwert haben, wie frauenverachtend sie euren Scheissvorschlag finden, und nachdem auch prostituierte Frauen wie z.B. von der Aktivistinnengruppe für Frauen aus der Prostitution “Netzwerk Ella” klargemacht haben, dass sie sich verletzt fühlen davon, dass der bezahlte Missbrauch, den sie durchlebt haben, hier zum Witz verkommt, hatte die Redaktion nichts anderes zu tun, als ihre gesamte LeserInnenschaft für ein bisschen begriffsstutzig zu erklären:

      Ach soooo! Ein Wihitz! Ja, es war nachher immer ein Witz, nicht so gemeint, falsch verstanden oder Satire, ne? Dazu möchte ich folgendes sagen: „Was darf Satire? Alles.“ Das stammt von Tucholsky. (Den kennt ihr nich, ich weiß.) Und jetzt freut ihr euch deppich, ne? Zumindest bis ich euch sage, dass euer Scheisstext gar keine Satire war. Er erfüllt nämlich die Kriterien für diese Textart gar nicht. Das ist nicht nur ganz schlechter Stil, zu behaupten, die LeserInnenschaft sei einfach nur zu blöde, eine Satire zu kapieren, sondern es zeigt auch, dass ihr euer journalistisches Handwerk nicht versteht – aber wer solche Altherrenwitzschmierlappen für Kolumnisten hält, der weiß halt auch nicht, was eine Satire ist, ne?

      Deswegen nochmal für euch: Satire tritt nie nach unten, sie tritt immer nach oben. Das, was ihr hier gemacht habt, war, euch in süffisanter Sprache über die sexuelle Benutzung von Frauen lustig zu machen, nicht aber über die Typen, die diesen Missbrauch ausüben. Das war keine Satire. Das war ein Schenkelkopfer unter Männern, unter Tätern, das war ein rape joke. Und die sind nicht witzig.

      Naja, nun müsst ihr euch diesen „Gentleman der Woche“-Award leider teilen.

      Aber seht es sportlich, auch ein halber Titel ist ein Titel.

      Und während Kai hoffentlich unter vollem Einsatz jetzt seinen eigenen Arsch hinhält, damit die deutsche Mannschaft ihre Laune und Leistung steigern kann, spendet ihr, liebe Saarbrücker Zeitung, das Gehalt, das Kai für diese Schrottkolumne bekommen hätte, vielleicht besser an die, über die ihr euch so herrlich „spritzig“ (ahahaha! AHAHAHAHA) lustig gemacht habt, nämlich an traumatisierte prostituierte Frauen. Hier geht’s zu den Spendendaten für das Netzwerk Ella.

      Bussi und Sport frei, ich wette, wir lesen uns! ?

      Eure Huschke

      Wiedereinstiegsgedankenkreisel

        Jede exprostituierte Frau, die ich kenne, hat sie irgendwann: die Gedanken, wieder in die Prostitution einzusteigen.

        Aber warum?

        Jedes Mal, wenn ich öffentlich über Prostitution spreche, oder überhaupt über Prostitution spreche, erst recht, wenn ich mit Frauen rede, die noch aktiv sind, triggert es mich unglaublich, und ich bekomme schrägerweise das Bedürfnis, wieder anschaffen zu gehen.

        Ich kann es mir nur so erklären, dass anschaffen gehen eben Teil meiner Konditionierung ist, mich selbst zu verletzen, und dass ich eben über diesen Selbstverletzungsteil noch nicht hinweg bin.
        Ist wie wenn man mit dem Rauchen aufhört… Und sich plötzlich so unbekannt gesund und voller Energie fühlt. Das Bedürfnis bekommt, das wieder kaputtzumachen, eine ganze Schachtel am Stück zu rauchen, um nicht mehr so heil zu sein, weil man das heil sein nicht aushält.

        Es ist seltsam, in diesem Moment vergesse ich vollkommen all die negativen Seiten der Prostitution. Ich denke nur daran, dass es mir so bekannt ist… Wohingegen ich mich in dem Leben, das ich jetzt führe, ja fremd fühle, ich passe nicht zu den Menschen, nicht zu den Lebensentwürfen, ich bin Außenseiterin, habe nie dazugehört und werde nie dazugehören.

        Prostitution hingegen, das ist das, was ich kenne.
        Und kann. Die zwischenmenschlichen Sachen sind klar geregelt, es ist nicht so wie jetzt, immer dieses unsichere Vortasten, Erfühlen, Ausprobieren, anstrengendes SotunalsseimanwiedieAnderen. Dieser ewige Kampf mit den Selbstzweifeln und damit, ob die eigene Wahrnehmung stimmt. Ja, sie stimmt, immer, aber man hat in der Prostitution so sehr gelernt, dass es egal ist, was einem das Bauchgefühl sagt, weil man es eh übergehen muss. Alle inneren Widerstände müssen abgeschaltet sein, ignoriert werden, sonst kann man sich nicht prostituieren. Man muss den eigenen Willen überhören.

        Prostitution macht einsam. Einsamkeit macht Prostitution. Denn wer kein soziales Netz hat, wer durch sexuellen Missbrauch gelernt hat, dass Nähe gleich Sex ist, für den sind dann Freier der einzige soziale Kontakt, der verbleibt. Und damit die ständige Konfrontation mit Täterdenke, das Ganznahsein an Tätern, und sonst Isolation. Das verdreht einem die Denke und das Fühlen.

        Und in die „richtige“ Welt traut man sich dann vielleicht nicht mehr, weil man sich wie ein Alien fühlt.

        Die Ent-menschlichung, die man erlebt, Zimmerstunde um Zimmerstunde, Hausbesuch um Hausbesuch, hinterlässt Spuren. Irgendwann sieht man vielleicht noch aus wie ein Mensch, aber man fühlt sich nicht mehr so. Und man weiß, das geht nie wieder weg, es bleibt tief in einem eingeschrieben, behandelt worden zu sein wie ein Ding.

        Dafür herrschen in der Prostitution klare Regeln. Regeln geben Halt. Zwar Scheiße, aber Scheiße die man kennt. Eine Art vermüllte, kaputte Heimat.

        Leute, die im Plattenbaughetto aufgewachsen sind und es dann da rausgeschafft haben, wissen, was ich meine. Man kommt Jahre später zurück, schaut sich das alles an, den Dreck, die Aussichtslosigkeit, das Grau, das Unglücklichsein. Und wird sentimental.

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        Der Betroffenen-Bullshitter – Rote Flaggen, die zeigen, dass du als von Prostitution Betroffene die Diskussion abbrechen kannst (und solltest)

          Dieser Text ist zuerst in der Kritischen Perspektive erschienen.

          Es gibt eine ganz bestimmte Art von Menschen (meistens Männer), die mir in Diskussionen über Prostitution immer wieder begegnen, und deren Verhalten ich in diesem Text mal beschreiben will. Diese Menschen betreiben das, was ich „Betroffenen-Bullshitting“ nenne: Betroffene der Prostitution so lange zuzudiskutieren, bis einer heult. Und WER heult am Ende, ist von vornherein klar. Leider habe ich selbst viel zu oft erst mitten in der Diskussion gemerkt, an wen ich geraten bin bzw. dass etwas nicht stimmt. Da war das Kind dann meistens schon in den Brunnen gefallen und ich hatte mir meine Verletzung schon abgeholt. Da ich das schon öfter gesehen habe, dass diese Typen auf (ehemals) prostituierte Frauen anspringen – welche Muster da ineinandergreifen, das wäre mal einen eigenen Text wert, Stichwort: „toxische Personen / Narzissten treffen auf traumatisierte Frauen“ –, habe ich hier mal ein paar rote Flaggen gesammelt, die definitiv ein Anzeichen dafür sind, dass Du als (ehemals) prostituierte Frau die Diskussion verlassen kannst und solltest.

          Die erste und einzige Regel lautet: Diskussionen mit einem Betroffenen-Bullshitter bringen nie was. Nie. Diese Diskussionen fangen an, damit, dass:

          • Dein Gegenüber sich am Thema interessiert zeigt und mit Dir darüber reden möchte
          • Du vielleicht sogar leicht die Vermutung hast, diese Person könnte auf deiner Seite sein
          • Du die Person als offen und zugewandt erlebst
          • Die Person zugibt, keine Ahnung von Prostitution zu haben.

          Lass dich davon nicht einlullen. Das ist eine falsche Spur, auf der du noch immer stehen und dich fragen wirst, was schiefgelaufen ist, während dein Gegenüber in der Diskussion schon lange falsch abgebogen ist.

          Rote Flaggen, die dich darauf hinweisen, dass du die Diskussion beenden kannst und solltest, um heil rauszukommen, sind:

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          Netzwerk Ella geht online

             

             

             

             

            Ab heute ist die Homepage des neuen Netzwerks Ella online. Netzwerk Ella ist ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder sind, und die sich dafür einsetzen, dass Prostitution als sexuelle Gewalt anerkannt wird.

            Die Website lautet:

            http://netzwerk-ella.de

            (Oder auf dieser Website ganz rechts auf die Ella-Flagge klicken.)

            Sport? Oder altbackene Männlichkeitsrituale – der SV Oberwürzbach und seine Trikots

              dieser Text erschien zuerst auf http://abolition2014.blogspot.de/

              und hat als Offener Brief mehr als 120 UnterstützerInnen in einer Nacht versammelt. Er wurde verschickt an: Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlands; Birgit Rudolf, Frauenbeauftragte des Saarpfalz-Kreises; Deutscher Kinderschutzbund; Kinderschutzbund Saarland; Saarländischer Fussballbund e.V.; Rainer Bommer, Vorsitzender des Jugendausschusses Saarländischer Fussballbund; Sportminister Saarland; Sozialministerin Saarland

              9. November 2017
              Sehr geehrte Damen und Herren,
              vor kurzem hat der Fussballverein SV Oberwürzbach e.V. neue Trikots bekommen, auf denen er mit der Pornodarstellerin Lena Nitro wirbt. Dies hat so weite Kreise gezogen, dass sogar im Ausland Artikel erscheinen, die kritisch fragen, wie man diese Tatsache Kindern, die ein Spiel des Vereins sehen, erklären wolle.
              Der Saarländische Fussballbund hat dem Verein das Tragen der Trikots daraufhin untersagt. Trotzdem spendet die „Erotisma“ Geld pro verkauftes Trikot an den Verein.
              Der Deutsche Fussballbund hat in seinen „Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung“, § 10, festgelegt: „Die Werbung darf nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral oder die gesetzlichen Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen.“ Auf seiner Facebookseite kündigt der SV Oberwürzbach aber an, ein neues Trikot fertigen zu lassen, auf dem weiter mit dem Namen der Darstellerin geworben wird, und zwar mit dem Schriftzug: „Lena Nitro – Ethik und Moral“.
              Dagegen protestieren wir mit folgender Begründung:
              Das Pornolabel der Darstellerin hat mit ihr unter anderem pornographische Filme gedreht, die Inzest verharmlosen und Kindesmissbrauch nachstellen, und zwar mit dem Ziel, ihn zu erotisieren. Einer der Filme heisst „Inzest – Papa, dein Schwanz ist zu groß!“ Weiter geht es hier nicht nur um Pornographie, sondern auch um Prostitution, da die Darstellerin auf mehreren Webseiten als Escort gelistet ist.
              Auf seiner Facebookpräsenz darauf angesprochen, wie der Verein diese Tatsache mit seiner Kinder- und Jugendarbeit in Einklang zu bringen gedenkt, kam auch auf mehrfache Nachfrage keine eindeutige Distanzierung von Filmen, die Missbrauch und Inzest nachstellen. Ein Problembewusstsein ist schlicht nicht vorhanden, es kamen seitens des Vereins Aussagen wie

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              Eine Bordellführung zur Frankfurter Bahnhofsviertelnacht – Was sich die Stadt Frankfurt so unter „Aufklärung über Prostitution“ vorstellt

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              dieser Artikel erschien zuerst in der Kritischen Perspektive und auf treffpunkteuropa

               

              Schon beim nachmittäglichen Rundgang durch das Frankfurter Bahnhofsviertel, in dem sich ein Puff an den anderen reiht, habe ich das merkwürdige Gefühl, als Zuschauerin hier fehl am Platze zu sein. Wenn ich an den Laufhäusern hochsehe (Verrichtungszimmerfenster an Verrichtungszimmerfenster an Verrichtungszimmerfenster…) habe ich das untrügliche Bedürfnis, lieber „auf Zimmer“ gehen zu wollen: da wüsste ich wenigstens, wie ich mich zu verhalten hätte, da kenne ich die Abläufe, das Programm, das, was ich zu sagen habe, aber so, als Beobachterin im Rotlichtmilieu? Ein schräger Gedanke. Hier zu sein ist wie zu einem Ex zurückzukehren, der einen schlägt: es ist wie nach Hause kommen, alles ist vertraut, aber es fühlt sich gleichzeitig völlig falsch an. Und so ist es dann auch, als ich bei der von Dona Carmen e.V. organisierten Bordellführung mitgehe und in der Taunusstraße 26 in einem Zimmer des Laufhauses stehe: die Erinnerung an meine Zeit in der Prostitution haut mir heftig um die Ohren.

              Die kleinen Zimmer.

              Die farbigen Wände.

              Das schummrige Licht.

              Die abgeklebten Fenster.

              Es ist eng. Es ist heiß. Es ist ganz schön trostlos.

              (Und ich weiß genau, wie schäbig es hier aussehen würde, würde mal jemand das Licht voll anmachen.)

              Einatmen. Ausatmen. Heute bin ich als Zuschauerin hier. Vor allem: als Zuhörerin.

              Mit mehreren Frauen stehe ich hier im Verrichtungszimmer, es wird eng. Die Leiterin der Bordellführung, Juanita Henning, stellt uns (uns? Ich frage mich gerade, könnte man mich mit einer der bürgerlichen Frauen die an der Führung teilnehmen verwechseln?) die Frau vor, die uns einige Fragen beantworten wird. Weil ich nicht weiß, ob es ihr richtiger oder ihr „Arbeitsname“ ist, nenne ich ihn hier nicht, sondern kürze ab, und sie heisst jetzt hier „D.“

              D. steht am einzigen Fenster des Zimmers, das sie ein bisschen geöffnet hat. (Gott sei Dank. Wenn ich jetzt noch diese Puffmischung – Zigarettenrauch, Schweiß, Sperma, Gummi – hätte riechen müssen, ich wäre glaub ich ausgetickt.) Sie sieht müde und abgekämpft aus, das sieht man trotz des Lichtmangels im Raum. D. scheint über 45 zu sein, sie hat legere Kleidung an und ein Basecap auf, vielleicht hat sie dann Feierabend? „Über Prostitution reden von Frauen für Frauen“ wurde uns hier versprochen, und während wir das tun, läuft eine Mitarbeiterin von Doña Carmen nochmal los und holt das Geld, das Doña Carmen dafür zahlt, dass D. uns heute und hier Rede und Antwort stehen wird.

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              Warum ist der Ausstieg aus der Prostitution so schwer?

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              Ab und zu werde ich gefragt, was denn den Ausstieg aus der Prostitution so schwer mache. Ich habe mehrere Jahre für den Ausstieg gebraucht, bin immer wieder zurück in die Prostitution – und es geht nicht nur mir so. Was den Ausstieg so schwer macht, ist die Komplexität der Problemlage. Als ich damals zu einer Beratungsstelle für Prostituierte ging um um Hilfe für den Ausstieg zu bitten, sagte man mir: „Wenn Sie das nicht mehr machen wollen, dann gehen Sie doch einfach nicht mehr ins Bordell!“ Aber so einfach ist es eben nicht.

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