Wenn Du in der Prostitution warst und Dich schämst, weil Du oft daran denkst, zurückzugehen, dann ist das hier für DICH

    Shoutout an alle Frauen, die in der Prostitution waren und die mir wegen meines „Wiedereinstiegsgedankenkreisel“-Textes geschrieben haben, dass sie diese Gedanken, in die Prostitution zurückzugehen, kennen und sich schämen – und auch an alle, die sich zu schreiben nicht getraut haben, die die Gedanken aber auch kennen.

    Ihr seid nicht allein. Ich bin seit 4 Jahren Aktivistin, und ich habe nicht nur vom Gefühl her begriffen, dass Prostitution schadet, sondern kann die politische Analyse auswendig und ihr könnt mich nachts wecken, um 2, und ich diskutiere das knallhart mit euch aus.
    TROTZDEM habe ich diese Gedanken mich wieder zu prostituieren immer noch, und ich möchte, dass ihr wisst, dass ihr nicht allein damit seid.
    Es gibt so viele Gründe, zurückzugehen. Geldnot. Traumareinszenierung. Euch hat was getriggert. All die kleinen constant reminders im Alltag, bei denen Männer euch zeigen, dass ihr nur sexualisierte Objekte seid und die euch denken machen, dass ihr dann wenigstens Kohle dafür nehmen könnt. Der Gedanke, unwert zu sein, und die Erinnerung daran, dass ihr, wenn schon keinen Respekt, aber wenigstens doch mal Geld wert ward. All die Sehnsucht nach der Betäubung, nach dem alten Schmerz, in dem man sich zu Hause fühlt, weil man nie was anderes als diesen SChmerz als Zuhause empfinden durfte. Ich kenne es. So viele von uns kennen es. Eigentlich kenne ich keine Frau aus der Prostitution, die diese Gedanken nicht hat. IHR SEID NICHT ALLEIN!
    Und bitte schämt euch nicht dafür. Diese Gedanken, das seid nicht IHR. Das sind Gedanken, die auf eurer Kopffestplatte installiert worden sind, aber nicht von EUCH. Es ist das Trauma, das da spricht, all die schlimmen DInge, die euch angetan worden sind in all ihrer Scheissigkeit. Es ist wie ein Radio, das dauernd im Hintergrund dudelt, aber ihr habt es nicht angemacht und ihr habt den Sender auch nicht eingestellt, also verdammich, bitte schämt euch nicht dafür, was da für ein Programm läuft. Ihr könnt nichts dafür, und es ist scheisse genug, dass dieses Kackradio in eurem Zimmer steht und vor sich hin plärrt.
    Ihr habt euch doch nicht selbst drauf konditioniert, euch weh zu tun.
    All diese beschissene Sozialisierung, all der Missbrauch, die sexuelle Gewalt, die bescheuerte Ungleichheit.
    Sich prostituieren, mit Männern mitgehen, die gewalttätig oder respektlos sind, demütigende Sexpraktiken mitmachen, sich mit Drogen oder Alkohol abschiessen, sich die Arme aufschneiden, hungern, kotzen, whatever.
    RESIST!
    Diesen Film habt doch nicht IHR eingelegt!
    Also schämt euch nicht dafür.
    Ich kann ja nur sagen, was mir hilft. Mir hilft, vorher die Entscheidung zu treffen, es nicht zu tun. Wenn ich in schwachen Momenten anfange, mit mir selber die Pors und Cons zu diskutieren, weiss ich, dass ich verloren habe. Es ist dasselbe wie mit dem rauchen aufzuhören. Ich entscheide vorher: ich gebe nicht nach! Und in dem schwachen Moment weiss ich: gerade habe ich SEhnsucht nach etwas Schädlichem, aber ich halte die Sehnsucht aus, sie geht vorbei, und ICH GEBE NICHT NACH.
    Ihr seid so tolle Frauen, ich bin so berührt davon, dass ihr mir schreibt. Bitte schämt euch nicht. Diese Gedanken zu haben heisst nicht, dass wir dumm sind oder labil oder es heimlich gut oder geil fanden, was da passiert ist.
    Jede Drogenabhängige, jede Alkoholikerin, jede geprügelte Ehefrau hat den Gedanken, zurückzugehen.
    Das ist sowas von normal, und wenn wir uns schämen, SCHÄMEN SICH DIE FALSCHEN!
    Ich bin gerade noch so berührt von euren Nachrichten und im Kitschmodus, also hier, LIEBE, für alle, und Kraft und nur das Beste, und ein kleiner Reminder für die, auch in unserer Bewegung, die uns wegen unserer Ehrlichkeit sagen, wir seien labil und würden der Bewegung schaden, wenn wir über diese Gedanken sprechen, und wir sollten nicht mehr öffentlich reden deswegen: GO FUCK YOURSELF, CAUSE WE DON´T CARE!

    Über Victimblaming

      „Du hattest doch eine Wahl, man hat immer eine Wahl“

      „Du wolltest es doch so, und jetzt magst du nicht zugeben, dass du dabei Spass hattest“

      „Als du dafür Geld bekommen hast, hast du dich ja auch nicht beschwert“

      „Warum hast du überhaupt damit angefangen, du hättest alles anders machen können“

      „Warum hast du dich nicht von deinem Freund getrennt, als du gemerkt hast, dass er dich in die Prostitution bringen möchte“

      „In den Videos sieht es aber überhaupt nicht aus, als hättest du dabei Angst gehabt“

      „Du bist doch klug genug, warum landet so eine Frau in der Prostitution, da gibt es doch ganz andere Möglichkeiten“

      „Es sind immer alle anderen schuld und nie du, es war doch aber deine Entscheidung“

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      Es war, als würde diese Gesellschaft zu mir sagen: „Prostitution ist nicht das Problem, damit ist alles cool. Du bist das Problem.“

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      Dankesrede anlässlich der Verleihung des Nikolaus-Einkraft-Preises im rheinland-pfälzischen Landtag.

      Vielen Dank für die nette Laudatio und auch für den Preis.

      Mein Name ist Huschke Mau, ich war, mit Pause, 10 Jahre in der Prostitution. Wie bei so vielen Frauen und Mädchen war ich sexuell traumatisiert, in einer ökonomischen Notlage und hatte einen Mann, der mich in die Prostitution eingeführt hat. Bei mir war dieser Mann ein deutscher Polizist – mein erster Zuhälter. Ich war in Wohnungsbordellen und im Escort.

      Mein Ausstieg hatte lange gedauert, mehrere Jahre. Als ich mich an eine Fachberatungsstelle gewandt und um Hilfe beim Ausstieg gebeten habe, hat man mir gesagt: „Der Job ist nicht das Problem, das ist ein Beruf wie jeder andere. Aber wenn SIE das nicht mehr machen wollen, gehen Sie doch einfach nicht mehr ins Bordell und fertig.“ Ich habe nie wieder nach Hilfe gefragt.
      Ich habe lange nicht gesprochen über das, was ich in der Prostitution erlebt habe. Wenn ich die Wohnung verlassen habe, habe ich auf plakatwandgroße Puffwerbung geblickt. Wenn ich ein Taxi bestellt habe, musste ich dazusagen, dass ich eins ohne Bordellwerbung möchte. Wenn ich Zeitung gelesen habe, wurde von „Sexarbeit“ gesprochen. Es war, als würde diese Gesellschaft zu mir sagen: „Prostitution ist nicht das Problem, damit ist alles cool. Du bist das Problem.“ Durch die permanente Konfrontation damit, was man mit mir und anderen Frauen und Mädchen machen kann, habe ich lange geschwiegen.

      „Es war, als würde diese Gesellschaft zu mir sagen: „Prostitution ist nicht das Problem, damit ist alles cool. Du bist das Problem.““ weiterlesen

      One Billion Rising 2019 – Sprengt die Ketten!

        Gestern, am 14. Februar, habe ich als Prostitutionsaussteigerin bei One Billion Rising München sprechen dürfen. Das hat mich sehr gefreut, denn wenn es gegen Gewalt gegen Frauen geht, wird die Prostitution oft nicht erwähnt. Im Gegenteil, in Deutschland wird sie oft noch immer als „körperliche Liebe“ oder „sexuelle Dienstleistung“ bezeichnet. Dabei ist Prostitution das Gegenteil sexueller Selbstbestimmung: der eine Part will Sex, der andere nicht – Geld soll das regeln.
        Die Zustimmung der prostituierten Frau erfolgt zum Geld, nicht zum Sex. Der Sex bleibt ungewollt. Und ungewollter Sex ist Missbrauch, Vergewaltigung.
        KONSENS KANN NICHT ERKAUFT WERDEN.

        Prostitution ENTSTEHT aus Gewalt, denkt doch an all die Frauen, die in der Prostitution sind, und die als Kind missbraucht worden oder später vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen worden sind.
        Prostitution IST Gewalt, denn ein NEIN kann nicht wegbezahlt werden.
        Prostitution FÜHRT ZU Gewalt, über 80 Morde an prostiuierten Frauen seit 2002 allein in Deutschland.

        „One Billion Rising 2019 – Sprengt die Ketten!“ weiterlesen

        Der Gentleman der Woche: Kolumnist Kai Klankert von der Saarbrücker Zeitung

          Dieser Artikel erschien zuerst bei den Störenfriedas

          Sorry, dass ich erst jetzt schreibe, Kai, obwohl der Shitstorm gegen Dich ja schon gestern Abend stattgefunden hat. Aber ich konnte mich echt nicht entscheiden, welche Überschrift ich wählen soll: „Hi Kai“ (ahahaha) oder „Kolumnist Kai Klankert kriegt Kloppe“ (jaaaaa, schlechte Alliterationen kann ich auch!!!).

          Naja, egal, zum Thema. Du bist stellvertretender Leiter des Ressorts Sport bei der Saarbrückener Zeitung und hast in Deiner Kolumne der deutschen Nationalmannschaft empfohlen, es doch mal wie die Mexikaner zu machen: „Eine kleine Sex-Party wäre hilfreich“. Du begründest das wie folgt: „Joachim Löw könnte gerne auch noch kreativer werden. Eine kleine Sex-Party mit 30 Escort-Damen hat auch der mexikanischen Mannschaft nicht geschadet, wie wir eindrucksvoll feststellen mussten. Die Mexikaner waren befreit von jedem Druck, spritzig. Da müssen wir hinkommen. Und zwar schnell. Einen Fehlschuss gegen Schweden können wir uns nicht mehr erlauben.“

          Dazu kann ich als ehemals prostituierte Frau Dir Folgendes sagen:

          Erstens, mach Dir keine Sorgen, Kai. Das sind Fussballer. Die gehen sowieso in den Puff, denn sie gehören zu einer der größten Freiergruppe, die es gibt. Aber sie gehen erst nach dem Spiel – Du als Sportheini müsstest das wissen.

          Zweitens, Du kommst doch aus Saarbrücken. Ihr seid doch DER Hotspot für Prostitution an der Grenze. Du lebst also mittendrin und weisst trotzdem noch nicht, das Prostitution Gewalt und frauenverachtend ist? Ach so, ich vergaß – eure Fussballvereine iim Saarland sind ja eh bissl durch – wie der SV Oberwürzbach, der sich vom Management einer Pornodarstellerin sponsorn lässt. Dieses Management hat mit dieser Frau unter anderem Filme gedreht die so nette Titel tragen wie „Inzest – Papa Dein Schwanz ist zu groß!“ Ich will jetzt nicht gemein sein, Kai, aber ich glaube, ihr in Saarbrücken habt zu oft einen Ball an den Kopf gekriegt.

          Außerdem, das mit dem Fehlschuss gegen Schweden, den “wir” uns nicht mehr leisten können – in Schweden ist Prostitution als Gewalt gegen Frauen anerkannt, Freier werden bestraft dafür, dass sie gegen Geld eine Frau missbrauchen. Dort fliegen Typen, die in den Puff gehen, aus den Fussballmannschaften raus – zu Recht. Mit denen will dort nämlich keiner spielen.

          Fair play geht echt anders. Fair play sollte nicht nur unter Männern stattfinden, fair play gilt auch gegenüber Frauen. Aber wenn man sich Deine Facebookseite so anschaut, wundert man sich nicht mehr: Du likest vor allem Frauenfussballseiten und –spielerinnen und bist in einer Gruppe, die „Trainer unter sich“ heisst. Das hat schon bissl was von Creep, weisst Du das?

          Egal. Ich will nicht nur gemein sein und auf Dir rumhacken. Deswegen, zwei Dinge.

          Erstens ein Lob dafür, dass Du Dir so Gedanken darum machst, wie man der schlandschen Mannschaft zum Sieg verhelfen könnte. Da alle Mittel Recht sind, würde ich vorschlagen, Du machst den Anfang und hältst, bis die 30 Escortdamen bei der deutschen Mannschaft angekommen sind, selber den Arsch hin. Dein Arsch ist nicht schlechter als unsere Ärsche, also nur Mut, Kai! Wir müssen schliesslich alle Opfer bringen, nicht nur die prostituierten Frauen, die Du hier als Mittel zum Zweck der Leistungssteigerung zur Benutzung freigegeben sehen willst – geh mit gutem Beispiel voran!

          Und zweitens, soviel Einsatz muss belohnt werden: Deswegen nominiere ich Dich hiermit zum „GENTLEMAN DER WOCHE“.

          Aber, das muss dazugesagt werden, dieser Titel gehört verteidigt. Ein weiterer Anwärter auf ihn ist die Redaktion der Saarbrücker Zeitung. Ich schätze, ihr müsst euch den Titel teilen.

          Denn nachdem sich gestern Abend sehr viele Frauen auf eurer Facebookseite darüber beschwert haben, wie frauenverachtend sie euren Scheissvorschlag finden, und nachdem auch prostituierte Frauen wie z.B. von der Aktivistinnengruppe für Frauen aus der Prostitution “Netzwerk Ella” klargemacht haben, dass sie sich verletzt fühlen davon, dass der bezahlte Missbrauch, den sie durchlebt haben, hier zum Witz verkommt, hatte die Redaktion nichts anderes zu tun, als ihre gesamte LeserInnenschaft für ein bisschen begriffsstutzig zu erklären:

          Ach soooo! Ein Wihitz! Ja, es war nachher immer ein Witz, nicht so gemeint, falsch verstanden oder Satire, ne? Dazu möchte ich folgendes sagen: „Was darf Satire? Alles.“ Das stammt von Tucholsky. (Den kennt ihr nich, ich weiß.) Und jetzt freut ihr euch deppich, ne? Zumindest bis ich euch sage, dass euer Scheisstext gar keine Satire war. Er erfüllt nämlich die Kriterien für diese Textart gar nicht. Das ist nicht nur ganz schlechter Stil, zu behaupten, die LeserInnenschaft sei einfach nur zu blöde, eine Satire zu kapieren, sondern es zeigt auch, dass ihr euer journalistisches Handwerk nicht versteht – aber wer solche Altherrenwitzschmierlappen für Kolumnisten hält, der weiß halt auch nicht, was eine Satire ist, ne?

          Deswegen nochmal für euch: Satire tritt nie nach unten, sie tritt immer nach oben. Das, was ihr hier gemacht habt, war, euch in süffisanter Sprache über die sexuelle Benutzung von Frauen lustig zu machen, nicht aber über die Typen, die diesen Missbrauch ausüben. Das war keine Satire. Das war ein Schenkelkopfer unter Männern, unter Tätern, das war ein rape joke. Und die sind nicht witzig.

          Naja, nun müsst ihr euch diesen „Gentleman der Woche“-Award leider teilen.

          Aber seht es sportlich, auch ein halber Titel ist ein Titel.

          Und während Kai hoffentlich unter vollem Einsatz jetzt seinen eigenen Arsch hinhält, damit die deutsche Mannschaft ihre Laune und Leistung steigern kann, spendet ihr, liebe Saarbrücker Zeitung, das Gehalt, das Kai für diese Schrottkolumne bekommen hätte, vielleicht besser an die, über die ihr euch so herrlich „spritzig“ (ahahaha! AHAHAHAHA) lustig gemacht habt, nämlich an traumatisierte prostituierte Frauen. Hier geht’s zu den Spendendaten für das Netzwerk Ella.

          Bussi und Sport frei, ich wette, wir lesen uns! ?

          Eure Huschke

          Wiedereinstiegsgedankenkreisel

            Jede exprostituierte Frau, die ich kenne, hat sie irgendwann: die Gedanken, wieder in die Prostitution einzusteigen.

            Aber warum?

            Jedes Mal, wenn ich öffentlich über Prostitution spreche, oder überhaupt über Prostitution spreche, erst recht, wenn ich mit Frauen rede, die noch aktiv sind, triggert es mich unglaublich, und ich bekomme schrägerweise das Bedürfnis, wieder anschaffen zu gehen.

            Ich kann es mir nur so erklären, dass anschaffen gehen eben Teil meiner Konditionierung ist, mich selbst zu verletzen, und dass ich eben über diesen Selbstverletzungsteil noch nicht hinweg bin.
            Ist wie wenn man mit dem Rauchen aufhört… Und sich plötzlich so unbekannt gesund und voller Energie fühlt. Das Bedürfnis bekommt, das wieder kaputtzumachen, eine ganze Schachtel am Stück zu rauchen, um nicht mehr so heil zu sein, weil man das heil sein nicht aushält.

            Es ist seltsam, in diesem Moment vergesse ich vollkommen all die negativen Seiten der Prostitution. Ich denke nur daran, dass es mir so bekannt ist… Wohingegen ich mich in dem Leben, das ich jetzt führe, ja fremd fühle, ich passe nicht zu den Menschen, nicht zu den Lebensentwürfen, ich bin Außenseiterin, habe nie dazugehört und werde nie dazugehören.

            Prostitution hingegen, das ist das, was ich kenne.
            Und kann. Die zwischenmenschlichen Sachen sind klar geregelt, es ist nicht so wie jetzt, immer dieses unsichere Vortasten, Erfühlen, Ausprobieren, anstrengendes SotunalsseimanwiedieAnderen. Dieser ewige Kampf mit den Selbstzweifeln und damit, ob die eigene Wahrnehmung stimmt. Ja, sie stimmt, immer, aber man hat in der Prostitution so sehr gelernt, dass es egal ist, was einem das Bauchgefühl sagt, weil man es eh übergehen muss. Alle inneren Widerstände müssen abgeschaltet sein, ignoriert werden, sonst kann man sich nicht prostituieren. Man muss den eigenen Willen überhören.

            Prostitution macht einsam. Einsamkeit macht Prostitution. Denn wer kein soziales Netz hat, wer durch sexuellen Missbrauch gelernt hat, dass Nähe gleich Sex ist, für den sind dann Freier der einzige soziale Kontakt, der verbleibt. Und damit die ständige Konfrontation mit Täterdenke, das Ganznahsein an Tätern, und sonst Isolation. Das verdreht einem die Denke und das Fühlen.

            Und in die „richtige“ Welt traut man sich dann vielleicht nicht mehr, weil man sich wie ein Alien fühlt.

            Die Ent-menschlichung, die man erlebt, Zimmerstunde um Zimmerstunde, Hausbesuch um Hausbesuch, hinterlässt Spuren. Irgendwann sieht man vielleicht noch aus wie ein Mensch, aber man fühlt sich nicht mehr so. Und man weiß, das geht nie wieder weg, es bleibt tief in einem eingeschrieben, behandelt worden zu sein wie ein Ding.

            Dafür herrschen in der Prostitution klare Regeln. Regeln geben Halt. Zwar Scheiße, aber Scheiße die man kennt. Eine Art vermüllte, kaputte Heimat.

            Leute, die im Plattenbaughetto aufgewachsen sind und es dann da rausgeschafft haben, wissen, was ich meine. Man kommt Jahre später zurück, schaut sich das alles an, den Dreck, die Aussichtslosigkeit, das Grau, das Unglücklichsein. Und wird sentimental.

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            Der Betroffenen-Bullshitter – Rote Flaggen, die zeigen, dass du als von Prostitution Betroffene die Diskussion abbrechen kannst (und solltest)

              Dieser Text ist zuerst in der Kritischen Perspektive erschienen.

              Es gibt eine ganz bestimmte Art von Menschen (meistens Männer), die mir in Diskussionen über Prostitution immer wieder begegnen, und deren Verhalten ich in diesem Text mal beschreiben will. Diese Menschen betreiben das, was ich „Betroffenen-Bullshitting“ nenne: Betroffene der Prostitution so lange zuzudiskutieren, bis einer heult. Und WER heult am Ende, ist von vornherein klar. Leider habe ich selbst viel zu oft erst mitten in der Diskussion gemerkt, an wen ich geraten bin bzw. dass etwas nicht stimmt. Da war das Kind dann meistens schon in den Brunnen gefallen und ich hatte mir meine Verletzung schon abgeholt. Da ich das schon öfter gesehen habe, dass diese Typen auf (ehemals) prostituierte Frauen anspringen – welche Muster da ineinandergreifen, das wäre mal einen eigenen Text wert, Stichwort: „toxische Personen / Narzissten treffen auf traumatisierte Frauen“ –, habe ich hier mal ein paar rote Flaggen gesammelt, die definitiv ein Anzeichen dafür sind, dass Du als (ehemals) prostituierte Frau die Diskussion verlassen kannst und solltest.

              Die erste und einzige Regel lautet: Diskussionen mit einem Betroffenen-Bullshitter bringen nie was. Nie. Diese Diskussionen fangen an, damit, dass:

              • Dein Gegenüber sich am Thema interessiert zeigt und mit Dir darüber reden möchte
              • Du vielleicht sogar leicht die Vermutung hast, diese Person könnte auf deiner Seite sein
              • Du die Person als offen und zugewandt erlebst
              • Die Person zugibt, keine Ahnung von Prostitution zu haben.

              Lass dich davon nicht einlullen. Das ist eine falsche Spur, auf der du noch immer stehen und dich fragen wirst, was schiefgelaufen ist, während dein Gegenüber in der Diskussion schon lange falsch abgebogen ist.

              Rote Flaggen, die dich darauf hinweisen, dass du die Diskussion beenden kannst und solltest, um heil rauszukommen, sind:

              „Der Betroffenen-Bullshitter – Rote Flaggen, die zeigen, dass du als von Prostitution Betroffene die Diskussion abbrechen kannst (und solltest)“ weiterlesen

              Netzwerk Ella geht online

                 

                 

                 

                 

                Ab heute ist die Homepage des neuen Netzwerks Ella online. Netzwerk Ella ist ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder sind, und die sich dafür einsetzen, dass Prostitution als sexuelle Gewalt anerkannt wird.

                Die Website lautet:

                http://netzwerk-ella.de

                (Oder auf dieser Website ganz rechts auf die Ella-Flagge klicken.)

                Sport? Oder altbackene Männlichkeitsrituale – der SV Oberwürzbach und seine Trikots

                  dieser Text erschien zuerst auf http://abolition2014.blogspot.de/

                  und hat als Offener Brief mehr als 120 UnterstützerInnen in einer Nacht versammelt. Er wurde verschickt an: Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlands; Birgit Rudolf, Frauenbeauftragte des Saarpfalz-Kreises; Deutscher Kinderschutzbund; Kinderschutzbund Saarland; Saarländischer Fussballbund e.V.; Rainer Bommer, Vorsitzender des Jugendausschusses Saarländischer Fussballbund; Sportminister Saarland; Sozialministerin Saarland

                  9. November 2017
                  Sehr geehrte Damen und Herren,
                  vor kurzem hat der Fussballverein SV Oberwürzbach e.V. neue Trikots bekommen, auf denen er mit der Pornodarstellerin Lena Nitro wirbt. Dies hat so weite Kreise gezogen, dass sogar im Ausland Artikel erscheinen, die kritisch fragen, wie man diese Tatsache Kindern, die ein Spiel des Vereins sehen, erklären wolle.
                  Der Saarländische Fussballbund hat dem Verein das Tragen der Trikots daraufhin untersagt. Trotzdem spendet die „Erotisma“ Geld pro verkauftes Trikot an den Verein.
                  Der Deutsche Fussballbund hat in seinen „Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung“, § 10, festgelegt: „Die Werbung darf nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral oder die gesetzlichen Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen.“ Auf seiner Facebookseite kündigt der SV Oberwürzbach aber an, ein neues Trikot fertigen zu lassen, auf dem weiter mit dem Namen der Darstellerin geworben wird, und zwar mit dem Schriftzug: „Lena Nitro – Ethik und Moral“.
                  Dagegen protestieren wir mit folgender Begründung:
                  Das Pornolabel der Darstellerin hat mit ihr unter anderem pornographische Filme gedreht, die Inzest verharmlosen und Kindesmissbrauch nachstellen, und zwar mit dem Ziel, ihn zu erotisieren. Einer der Filme heisst „Inzest – Papa, dein Schwanz ist zu groß!“ Weiter geht es hier nicht nur um Pornographie, sondern auch um Prostitution, da die Darstellerin auf mehreren Webseiten als Escort gelistet ist.
                  Auf seiner Facebookpräsenz darauf angesprochen, wie der Verein diese Tatsache mit seiner Kinder- und Jugendarbeit in Einklang zu bringen gedenkt, kam auch auf mehrfache Nachfrage keine eindeutige Distanzierung von Filmen, die Missbrauch und Inzest nachstellen. Ein Problembewusstsein ist schlicht nicht vorhanden, es kamen seitens des Vereins Aussagen wie

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