In Ländern mit dem Nordischen Modell sinkt die Zahl prostituierter Frauen signifikant – dank verringerter Nachfrage, erleichtertem Ausstieg und Rückgang von Menschenhandel. In Schweden halbierte sich die Straßenprostitution bis 2008. Dänemark hatte zehnmal mehr Prostituierte, obwohl es weniger Einwohner hat. 2008 arbeiteten in Schweden nur noch ca. 600–1.000 Frauen in der Prostitution – zwei Drittel weniger als zuvor.
„Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 3: Weniger Frauen in der Prostitution & der erleichterte Ausstieg“ weiterlesenSchlagwort: Netzwerk Ella
Ein paar nächtliche Gedanken kurz vor Ostern
Vor einiger Zeit habe ich mich der aufsuchenden Arbeit eines Vereins in meiner Stadt angeschlossen. Das bedeutet, ich gehe mit in die Bordelle. Wir bringen den Frauen kleine Geschenke mit, schwatzen ein bisschen mit ihnen, geben ihnen Kärtchen des Vereins, damit sie wissen, an wen sie sich wenden können, falls sie Hilfe brauchen.
Davor, in die Bordelle zu gehen, hatte ich lange Hemmungen. Angst, dass blöde Erinnerungen hochkommen. Aber mir war auch der Gedanke unangenehm, vor einer halbnackten Frau zu stehen, ich angezogen, sie in der Prostitution, ich nicht (mehr)… und wie verhält man sich da, „auf der anderen Seite“? Wäre ich die halbnackte Frau im Puff, wüsste ich zumindest, welche Rolle ich zu spielen hätte.
„Wenn wir das Nordische Modell einführen, dann wandert das alles in den Untergrund“
… das ist ein Einwand, den ich oft höre. Aber stimmt er auch?
Zunächst mal: was soll das sein, der „Untergrund“? Oft wird behauptet, Prostitution sein dann für Polizei und Sozialarbeiterinnen nicht mehr auffindbar. Prostitution würde quasi verschwinden, in „dunkle Ecken“. Aussagen von Polizei und Sozialarbeiterinnen in Schweden zeigen aber, dass das nicht so ist. Die Polizei hat einen sehr guten Überblick darüber, wo Prostitution stattfindet – und auch die Sozialdienste und Beratungsstellen berichten, keine Probleme bei der aufsuchenden Arbeit zu haben.
Woran liegt das?
„„Wenn wir das Nordische Modell einführen, dann wandert das alles in den Untergrund““ weiterlesenDie Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 9: eine Gesellschaft, die abstumpft gegenüber Gewalt gegen Frauen
Überall dort, wo Freiertum als für Männer okayes Verhalten und Prostitution als normaler Job hingestellt wird, stumpft die Gesellschaft ab, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht. Das sehen wir z.B. in Deutschland.
Man kann es gut daran sehen, wie in den Zeitungen über Prostitution berichtet wird. Da ist von Verharmlosungen (Bordelle als „Liebestempel“, Frauen als „Liebesdienerinnen“, Prostitution als „Liebesdienste“) bis zu anzüglichen Altherrenwitzen („Abstecher im Puff“, „Verkehr im Bordell geregelt“, „Bordell erregt die Gemüter“) alles dabei.
Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 8: mehr Männer, die sich sexuell problematisch verhalten
In Gesellschaften, in denen Sexkauf erlaubt ist, gibt es mehr Freier als in Gesellschaften, in denen es Männern verboten ist, zu Prostituierten zu gehen. Mehr Freier in einer Gesellschaft, das bedeutet: mehr Männer, das Konsensprinzip nicht verstanden haben, und die glauben, nicht feststellen zu müssen, ob die Frau, mit der sie schlafen, den Sex überhaupt will. Dieses problematische Verhalten der Freier bleibt nicht hinter geschlossenen Bordelltüren. Sondern sie tragen es hinaus in die Gesellschaft.
„Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 8: mehr Männer, die sich sexuell problematisch verhalten“ weiterlesenDie Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 6: mehr Freier
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Gesellschaften, die Sexkauf legalisiert haben und Gesellschaften, in denen es verboten ist, sich Frauen für Sex zu kaufen: überall dort, wo es für Männer gesellschaftlich akzeptiert ist, Prostitution zu nutzen, gibt es mehr Freier als dort, wo es verboten ist.
Und das ist nur logisch: dort, wo es gesetzlich erlaubt ist, sich Frauen für Sex zu kaufen, werden mehr Männer es tun – schließlich ist ja nichts dabei, es ist nicht verboten. Gesetze haben eine normative Wirkung. Wir können das an anderen Beispielen sehen: wäre es erlaubt, andere Menschen zu schlagen, würden mehr Menschen andere Menschen schlagen. Wäre es erlaubt, Kinder zu missbrauchen, würden mehr Menschen Kinder missbrauchen. Wäre es erlaubt, im Supermarkt zu stehlen, würden mehr Menschen im Supermarkt stehlen.
„Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 6: mehr Freier“ weiterlesenÜber die Rolle der Organisationen von Überlebenden der Prostitution und Betroffenen in der abolitionistischen Bewegung
// ein gemeinsames Statement des Netzwerks Ella //
diesen Text lesen auf der Homepage des Netzwerks Ella: klick mich
Legalisierung, Prostitutionsverbot, Entkriminalisierung, Nordisches Modell – wie gesetzgeberisch umgehen mit Prostitution?
Mein Name ist Huschke Mau[1], und ich bin eine Frau aus der Prostitution. Momentan bin ich Doktorandin. Seit 2014 bin ich als Aktivistin für das Nordische Modell aktiv und halte Vorträge. Im Januar 2018 habe ich das Netzwerk Ella[2] gegründet, wir sind ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder noch sind, und wir definieren das, was wir erlebt haben und noch erleben, als Gewalt. Die Konsequenz, die wir daraus ziehen, ist die Forderung nach der Einführung des Nordischen Modells auch in Deutschland. Wir haben erfahren, wie Prostitution in einer legalisierenden Gesetzgebung ist, und wir finden, dass sie uns nichts als Nachteile gebracht hat. Mit Aussteigerinnen aus Ländern, in denen das Nordische Modell eingeführt worden ist, stehen wir in Kontakt.
Wenn man von den gesetzgeberischen Umgängen mit Prostitution spricht, herrscht oftmals eine große Verwirrung. Ist Legalisierung dasselbe wie Entkriminalisierung? Ist das Nordische Modell de facto ein Prostitutionsverbot? Dieser Beitrag soll dabei helfen, die einzelnen Begriffe zu klären und die Konsequenzen der jeweiligen Regelung bezüglich Prostitution für uns Betroffene, aber auch für die gesamte Gesellschaft, darzustellen.
Es gibt bisher 3 Arten, mit Prostitution gesetzgeberisch umzugehen: Legalisierung, Prostitutionsverbot oder das Nordische Modell. Der jeweilige regulative Umgang mit Prostitution sagt auch etwas darüber aus, ob Prostitution in der betreffenden Gesellschaft als Gewalt gegen Frauen wahrgenommen wird oder nicht. Mein Standpunkt ist ein abolitionistischer. Ich argumentiere nicht nur aus meiner Erfahrung heraus – und aus der vieler meiner (Ex-)Kolleginnen -, sondern ich finde, es braucht eine politische Analyse, um zu begreifen, was Prostitution wirklich ist. Schauen wir uns an, wie Prostitution sich heute gestaltet.
„Legalisierung, Prostitutionsverbot, Entkriminalisierung, Nordisches Modell – wie gesetzgeberisch umgehen mit Prostitution?“ weiterlesenSind Edelprostitution und Escorts etwas anderes als Prostitution?
In letzter Zeit häufen sich mal wieder die Artikel über Escorts und
Edelprostituierte, und ihnen gemein ist der Tenor: das ist doch was ganz
anderes als Prostitution, also muss es auch anders behandelt werden!
Aber ist das wirklich so?
Ich war auch im Escort, nachdem ich in 2 Wohnungsbordellen gewesen war.
Das bedeutet konkret: Haus- und Hotelbesuche, und auch mal essen gehen,
oder Theater usw – und danach halt ins Hotel.
Ja, es ist etwas
anderes, als im Bordell zu sitzen und 10 Stunden lang rumzuhocken, sich
einem Freier nach dem anderen vorzustellen und ihn abzufertigen (oder
halt mit Leerlauf und Langeweile klarzukommen).
Im Prinzip verstehe ich aber die Medien nicht, wenn sie behaupten, das sei etwas grundlegend anderes. Warum sollte es das sein?
Im untenstehenden Artikel wird eine Escortdame interviewt, und auch
wenn der / die InterviewerIn zu dem Schluss kommt, das sei ja etwas ganz
anderes als Prostitution, erzählt sie doch eigentlich, dass es dasselbe
ist.
Prostitution und Grenzüberschreitungen
Mir als Frau aus der Prostitution geht oft gegen den Strich, wie Prostitution in den Medien verharmlost wird. Man könnte meinen, es sei ein Lifestyle wie jeder andere. Vice Österreich hat mal wieder einen älteren Artikel rausgekramt, in dem es um „Sexarbeiter“ geht – ja, nicht gegendert, denn es sind „Männer und Frauen in der Sexindustrie ihre Körper anbieten“. Ist ja gleich der erste Punkt. Denn ja, das stimmt. Aber hier wird so getan, als wäre das 50-50 – was nicht stimmt. Prostitution, Strippen usw. ist hart gegendert, 9 von 10 Prostituierten sind weiblich – und die männlichen Prostituierten bedienen zumeist auch die männliche Nachfrage. Es gibt keinen Grund, so zu tun, als gäbe es genauso viele Frauen wie Männer in der Prostitution, und als würden genauso viele Männer wie Frauen Sex kaufen. Das ist nicht der Fall. Warum? Weil Prostitution (auch Strippen, Porno etc.) Ausdruck und Stütze patriarchaler Verhältnisse ist.
In dem Artikel sprechen u.a. eine Escortfrau und eine Prostituierte.
„Prostitution und Grenzüberschreitungen“ weiterlesen