Der Strafplanet

    Gestern war ich wieder mit meiner örtlichen Bezugsgruppe zur aufsuchenden Arbeit in Bordellen. Und ich möchte heute über ein Gefühl reden, das dabei immer wieder in mir hochkocht: Wut. Heiße, ohnmächtige, verzweifelte, kochende Wut.

    Dass man getroffen, erschüttert, traurig, verzweifelt ist nach der aufsuchenden Arbeit, dass einem das Herz wehtut, das wird jede verstehen.

    Aber die Wut. Was macht man mit der Wut?

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    Was bewirkt das Nordische Modell? Effekt Nummer 3: Weniger Frauen in der Prostitution & der erleichterte Ausstieg

      In Ländern mit dem Nordischen Modell sinkt die Zahl prostituierter Frauen signifikant – dank verringerter Nachfrage, erleichtertem Ausstieg und Rückgang von Menschenhandel. In Schweden halbierte sich die Straßenprostitution bis 2008. Dänemark hatte zehnmal mehr Prostituierte, obwohl es weniger Einwohner hat. 2008 arbeiteten in Schweden nur noch ca. 600–1.000 Frauen in der Prostitution – zwei Drittel weniger als zuvor.

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      „I want to believe“ – Oder: Was Agent Mulders Büro in Akte X mit Prostitution zu tun hat

        Ich liebe Akte X. Ich habe es schon als Kind geliebt, es heimlich zu sehen. Ich habe Dana Scully geliebt und Fox Mulder und ich habe es geliebt, in Grauen vor den Ufos, Werwölfen und Poltergeistern im Fernsehsessel zu erstarren, auch, wenn ich danach jedes Mal Angst davor hatte, nach dem Einschlafen von Aliens entführt zu werden. In der Tat habe ich nach jeder Sendung meinen Teddy aus dem Bett gekickt. Denn ich fürchtete, er würde mit hinaufgebeamt, wenn ich entführt würde. Und was wäre, wenn die Außerirdischen mich zwar zurückbeamen würde auf diese Erde, ihn aber oben im Ufo vergäßen? Dann müsste ich leben in dem Wissen, dass mein Teddybär irgendwo im All herumschwebt, unerreichbar von mir getrennt. Für immer.

        Neulich habe ich mir wieder Folgen über Folgen von Akte X reingezogen. Und dabei ist mir etwas aufgefallen. Ihr kennt doch das Poster, das in Agent Mulders Büro hängt, oder? Jede und jeder kennt es.

        Über dieses Poster hatte ich mir nie so konkret Gedanken gemacht. Ich hab immer gemeint, Agent Mulder hätte es aufgehängt, weil er eben gern an Ufos und solche Dinge glauben möchte. Und als ich herumgefragt habe in meinem Bekanntenkreis, kam raus: das denken irgendwie alle. Du auch?

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        Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 6: mehr Freier

          Es gibt einen großen Unterschied zwischen Gesellschaften, die Sexkauf legalisiert haben und Gesellschaften, in denen es verboten ist, sich Frauen für Sex zu kaufen: überall dort, wo es für Männer gesellschaftlich akzeptiert ist, Prostitution zu nutzen, gibt es mehr Freier als dort, wo es verboten ist.

          Und das ist nur logisch: dort, wo es gesetzlich erlaubt ist, sich Frauen für Sex zu kaufen, werden mehr Männer es tun – schließlich ist ja nichts dabei, es ist nicht verboten. Gesetze haben eine normative Wirkung. Wir können das an anderen Beispielen sehen: wäre es erlaubt, andere Menschen zu schlagen, würden mehr Menschen andere Menschen schlagen. Wäre es erlaubt, Kinder zu missbrauchen, würden mehr Menschen Kinder missbrauchen. Wäre es erlaubt, im Supermarkt zu stehlen, würden mehr Menschen im Supermarkt stehlen.

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          Die Folgen einer legalisierenden & liberalen Prostitutionsgesetzgebung – Punkt 2: Stigma

            Überall da, wo Prostitution als „ganz normaler Beruf“ angesehen wird, wird der sexuelle Missbrauch, der in der Prostitution geschieht, verschleiert.

            Plötzlich ist es kein Sex ohne Konsens mehr, der da geschieht – sondern eine „Dienstleistung“.

            Damit erfahren die Tat und die Täter ein „Re-Naming“.

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            Freier & Kindesmissbrauch

              Überdurchschnittlich viele Frauen in der Prostitution sind als Kind Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Wissen Freier das, und wenn ja, wie gehen sie damit um?

              Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es verschiedene Typen von Freiern gibt, und dass Männer, die Sex kaufen, also auch unterschiedlich damit umgehen, dass viele der Frauen, die sich prostituieren, als Kind missbraucht worden sind.

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              Warum Gewalt gegen Mütter immer auch Gewalt gegen Kinder ist

                Immer wieder höre ich davon, dass Frauen, die sich von ihren schlagenden (Ehe-)Männern trennen, dazu verpflichtet sind, diesen weiterhin die Kinder zu Besuch zu schicken, weil das Jugendamt der Meinung ist „Nur weil er Sie geschlagen hat, ist er ja kein schlechter Vater, und dem Kind hat er ja schließlich nichts getan“!“

                Deswegen möchte ich heute darüber sprechen, was es mit Kindern macht, die sogenannte „häusliche Gewalt“ mitzuerleben.

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                Warum Prostitution sich selbstbestimmt anfühlen kann, obwohl sie das nicht ist

                  Auf diesem Bild bin ich so Anfang 20. In dieser Zeit war ich schon in der Prostitution. Obwohl ich das, was Freier mit mir getan haben, auch damals schon als Gewalt empfunden habe, hätte ich auf die Frage, ob ich „selbstbestimmt“ und „freiwillig“ in der Prostitution bin, sicher mit „Ja!“ geantwortet. Warum?

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                  Eigen- und Fremdwahrnehmung bei Mädchen und Frauen mit sexuellem Trauma

                    (Oder: Wenn Du auch immer denkst, Menschen, die Dich toll finden, irren sich und begehen einen fatalen Fehler, dann ist das hier für Dich.)

                    Am Wochenende kam auf den Social Media Kanälen einer ZDF-Sendung ein 5-minütiges Videostatement von mir zu meiner Zeit in der Prostitution. In der Kommentarspalte wurde so gut moderiert, wie ich es noch nie gesehen habe. Zwar wurden gegenteilige Meinungen natürlich stehengelassen, aber sämtliche Beleidigungen und persönlichen Angriffe gegen mich wurden gelöscht. Ausserdem gab es ein megalanges Interview mit mir in der Noizz, das sehr sehr persönlich war, und ich habe fast nur positive Rückmeldungen bekommen.

                    Das hat mich in eine tiefe Identitätskrise gestürzt – ich saß heute früh heulend bei meiner Traumatherapeutin (eine Frau, die ich außerordentlich liebe) und habe sie gefragt, ob es sein kann, dass ich eine Psychose und mir meine ganze Geschichte nur ausgedacht habe und ob es sein kann, dass ich Leute anlüge. Klingt irre? Lass mich kurz erklären. Wenn Du ein sexuelles Trauma, egal ob durch sexuellen Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung später oder Prostitution erlebt hast, wirst Du das kennen.

                    Ich bin Aktivistin für Frauen- und Mädchenrechte und für die Abschaffung der Prostitution. Ich werde täglich angegriffen (und auch bedroht). Und plötzlich waren da am Wochenende nur noch Antworten auf meinen Beitrag in der Kommentarspalte, die positiv waren. „Du bist so mutig“, „du bist so klug“, „du hast das so gut erklärt“, „was für eine schlimme Geschichte, ich wünsche dir alles Gute“, „du bist ein echtes Vorbild“.

                    AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAaH!!!!

                    Bitte aufhören.

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