Schlagwort: Freier
Prostitution und Grenzüberschreitungen
Mir als Frau aus der Prostitution geht oft gegen den Strich, wie Prostitution in den Medien verharmlost wird. Man könnte meinen, es sei ein Lifestyle wie jeder andere. Vice Österreich hat mal wieder einen älteren Artikel rausgekramt, in dem es um „Sexarbeiter“ geht – ja, nicht gegendert, denn es sind „Männer und Frauen in der Sexindustrie ihre Körper anbieten“. Ist ja gleich der erste Punkt. Denn ja, das stimmt. Aber hier wird so getan, als wäre das 50-50 – was nicht stimmt. Prostitution, Strippen usw. ist hart gegendert, 9 von 10 Prostituierten sind weiblich – und die männlichen Prostituierten bedienen zumeist auch die männliche Nachfrage. Es gibt keinen Grund, so zu tun, als gäbe es genauso viele Frauen wie Männer in der Prostitution, und als würden genauso viele Männer wie Frauen Sex kaufen. Das ist nicht der Fall. Warum? Weil Prostitution (auch Strippen, Porno etc.) Ausdruck und Stütze patriarchaler Verhältnisse ist.
In dem Artikel sprechen u.a. eine Escortfrau und eine Prostituierte.
„Prostitution und Grenzüberschreitungen“ weiterlesenZwischen den Fronten
Waaaaaah. Gerade macht Presseschau mal wieder überhaupt keinen Spass.
Die FPÖ in Österreich möchte Asylbewerberinnen verbieten, mit Prostitution Geld zu verdienen, während ihr Verfahren noch läuft.
Erstmal den Kopf aufräumen. Und dann feststellen: wir Frauen in und aus der Prostitution sind mal wieder die Gearschten. Aber von vorne.
Österreich ist ein Land mit einer äusserst konservativen
Prostitutionspolitik. Das bedeutet: Freier sein ist voll okay,
Prostitution ist voll okay, Prostituierte sind pfui. Und weil sie pfui
sind, müssen prostituierte Frauen dort alle 6 Wochen zu einer
verpflichtenden medizinischen Untersuchung. Ja, ihr habt richtig
gelesen: UNTERSUCHUNG. Nicht Beratung. UNTERSUCHUNG. Ja, das bedeutet:
so richtig mit ab auf den Gynstuhl, Beine breit und drin rumfummeln.
Unschön? Nicht nur das. Sondern ein klarer Verstoß gegen die
Menschenwürde und gegen die körperliche Selbstbestimmung von Frauen. Und
wenn ich mir das mal kurz erlauben darf: unsere werte CDU hier wollte
genau das ins 2017 in Kraft getretene ProstSchG einschreiben. Denn
augenscheinlich kommt es bei prostituierten Frauen auf einmal mehr
Beinebreitmachen dann schon gar nicht mehr an. Aber wir wundern uns ja
nicht jetzt, dass von Frauenfeinden frauenfeindliche Vorschläge kommen.
Jedenfalls ist es in Österreich so, dass Asylbewerberinnen und
Asylbewerber nicht arbeiten dürfen, während ihr Verfahren läuft. So
weit, so scheisse. Aber prostituieren dürfen sie sich. So weit, so noch
scheisserer. Es riecht nach Kolonialismus hier und nach einer fetten
Kombi aus Rassismus und Frauenverachtung – die Arbeitsplätze dürfen
AsylbewerberInnen keinem wegnehmen dürfen, gell, aber unseren weissen
Herren die Schwänze lutschen, das geht. Passt schon.
Freier und Zwangsprostitution
Habt ihr schonmal einen Freier gefragt, wie er zu Zwangsprostitution steht?
Während meiner Zeit in der Prostitution war es immer so, dass Männer mir ungefragt unterstellt haben, ich würde das freiwillig und aus Spass machen („Hobby zum Beruf gemacht“). Oder aber sie waren sich sicher, dass ich einen Zuhälter habe, und haben versucht, mich damit zu erpressen (zum Beispiel, indem sie vorgegeben haben, sie hätten mit meinem “Chef” telefoniert und ausgemacht, dass ich es ohne Gummi tue, und wenn ich das jetzt nicht täte, gäben sie ihm Bescheid und ich würde Ärger bekommen – blöd nur, dass ich in den letzten jahren keinen Chef mehr hatte…). GEFRAGT danach haben sie nicht. Es ging ihnen nicht um meine Situation. Es ging ihnen um SICH. Entweder darum, auf Teufel komm raus ein gutes Gewissen haben zu können, so wie der Polizist, der mich als Freier besuchte, mir erzählte, im Job ermittle er gegen Menschenhandel und als ich ihn fragte, wie er das zusammenkriege, meinte: “Ach, wieso, ich schade ja niemandem, ich schade dir ja nicht. Du bist freiwillig hier.” (Das legte er einfach mal so fest.) Oder eben sie versuchen, das meiste für sich rauszuholen, und das geht eben gut, wenn sie eine Zwangsprostituierte vor sich haben. Die kann und darf sich nämlich nicht wehren.
„Freier und Zwangsprostitution“ weiterlesenGewalt in der Prostitution
In Thüringen ist eine Frau aus der Prostitution zusammengeschlagen
worden. Der Täter war ihr Freier. Angeblich war er mit den “Leistungen”,
die sie geliefert hat, nicht einverstanden.
Wir vom Netzwerk Ella sind alle Frauen aus der Prostitution. Und wir kennen alle diese Angst vor Übergriffen durch Freier.
Davon mal abgesehen, dass Prostitution an sich schon ein sexueller
Übergriff ist – denn es werden sexuellen Handlungen an und mit einer
Person durchgeführt, die den Sex nicht will, sondern das Geld braucht -,
neigen Freier generell dazu, Grenzen zu übertreten.
Da hat man schnell mal den Finger im Po, obwohl man gesagt hat, dass anal ein Tabu ist.
Da hat man schnell mal die Zunge im Hals, obwohl man gesagt hat, dass man nicht küsst.
Da liegt schnell mal die Hand auf dem Hals, obwohl man gesagt hat, dass man keine Würgespiele macht.
Warum ist das so?
„Gewalt in der Prostitution“ weiterlesenWenn Freier einen darüber belehren, wie Prostitution wirklich ist…
Ich als Exprostituierte, die sich für die Einführung der Freierbestrafung in Deutschland einsetzt und die offen darüber spricht, wie Prostitution so ist, bekomme andauernd Zuschriften von Freiern, die mich davon überzeugen wollen, dass es „nicht so ist“, wie ich es erlebt habe. Eigentlich veröffentliche ich die nicht, aber heute habe ich mich doch mal dazu entschlossen, damit ihr mal einen Einblick bekommt in die Art, wie Freier denken. Geschrieben hat mir einer aus der Kategorie, die wir im Bordell „Liebeskasper“ genannt haben. Er ist einer von den “netten Freiern”. Aber ist er deswegen harmlos?
Das hier ist seine Mail:
„Wenn Freier einen darüber belehren, wie Prostitution wirklich ist…“ weiterlesenSperrbezirke
In Deutschland ist es ja so, dass Prostitution legal ist, aber nicht
entkriminalisiert. Verkürzt bedeutet das, es ist erlaubt, sich zu
prostituieren, aber es gibt so viele Regeln, die dabei einzuhalten sind,
dass es fast unmöglich ist, keine davon zu brechen.
Was ganz klar
sein muss, ist, dass die Forderung nach der Entkriminalisierung
prostituierter Frauen eine Kernforderung des Abolitionismus ist.
Strafen, Bussgelder, Regeln, die wir nicht einhalten können, helfen uns
kein Stück und sorgen nur dafür, dass sich der Staat an dem Geld, das
wir mühsam ervögeln, noch bereichert.
Klar ist: Wenn es Sperrbezirke
gibt, dann sollen die gegen die Verstöße zahlen, die Prostitution
nachfragen. Und das geht, die Gesetze kann man so auslegen, dass die
Freier zur Kasse gebeten werden, und nicht wir.
Aber braucht es Sperrbezirke überhaupt?
One Billion Rising 2019 – Sprengt die Ketten!
Gestern, am 14. Februar, habe ich als Prostitutionsaussteigerin bei
One Billion Rising München sprechen dürfen. Das hat mich sehr gefreut,
denn wenn es gegen Gewalt gegen Frauen geht, wird die Prostitution oft
nicht erwähnt. Im Gegenteil, in Deutschland wird sie oft noch immer als
“körperliche Liebe” oder “sexuelle Dienstleistung” bezeichnet. Dabei ist
Prostitution das Gegenteil sexueller Selbstbestimmung: der eine Part
will Sex, der andere nicht – Geld soll das regeln.
Die Zustimmung
der prostituierten Frau erfolgt zum Geld, nicht zum Sex. Der Sex bleibt
ungewollt. Und ungewollter Sex ist Missbrauch, Vergewaltigung.
KONSENS KANN NICHT ERKAUFT WERDEN.
Prostitution ENTSTEHT aus Gewalt, denkt doch an all die Frauen, die in
der Prostitution sind, und die als Kind missbraucht worden oder später
vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen worden sind.
Prostitution IST Gewalt, denn ein NEIN kann nicht wegbezahlt werden.
Prostitution FÜHRT ZU Gewalt, über 80 Morde an prostiuierten Frauen seit 2002 allein in Deutschland.
Netzwerk Ella geht online
Ab heute ist die Homepage des neuen Netzwerks Ella online. Netzwerk Ella ist ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder sind, und die sich dafür einsetzen, dass Prostitution als sexuelle Gewalt anerkannt wird.
Die Website lautet:
(Oder auf dieser Website ganz rechts auf die Ella-Flagge klicken.)